Full text: Leitfaden der Geographie für Mittelschulen

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Südeurvpa. 
b) Ganz außerordentlich hervorragend ist die Seidenzucht, die ihren 
Hauptsitz in der Lombardei hat; sie liefert von der gesamten Seiden- 
Produktion der Erde ein ganzes Drittel. — Auch die Hühnerzucht 
wirft bedeutende Erträgnisse ab.') 
c) Da Italien arm ist an Metallen, so entbehrt auch der Metall- 
bergbau der Bedeutung wie in anderen Ländern Europas. Nur Elba ist 
sehr reich an Eisen. Dagegen hat Italien Überfluß an anderen Mineralien, 
vor allem an verschiedenen Marmorarten. Berühmt ist in dieser Beziehung 
der weiße Marmor von Earara (karara) (an der Riviera). Für Schwefel 
ist Sizilien der wichtigste Fundort in ganz Europa. 
d) Die Industrie hat sich trotz des Mangels an Kohle in der jüngsten 
Zeit sehr gehoben. Unter den gepflegten Industriezweigen steht die Er- 
zeugung von Seidenstoffen und Glaswaren oben an. Auch in Thon- 
waren leistet man Vorzügliches. Die Strohhntslechterei blüht besonders 
in Florenz und Umgebung, die Papierfabrikation am ligurischen Küsten- 
strich, der in dieser Hinsicht zu den wichtigsten Produktionsgebieten Europas 
gehört. 
e) Ein großer Teil der Bevölkerung befaßt sich mit dem Fischerei- 
gewerbe; namentlich bildet Italien den Mittelpunkt der mittelmeerischen 
Korallenfischerei (desgleichen auch der Koralleuiudustrie). 
f) Wegen feiner herrlichen Knnstschätze und seines milden Klimas wird 
Italien auch viel von Fremden besucht. 
g) Der Handel Italiens erreichte seiuen Höhepunkt im Mittelalter. 
Mit der Entdeckung Amerikas nahm seine Blüte ab, der Handel schlug nun 
andere Wege ein. In neuester Zeit ist jedoch ein bedeutender Aufschwung 
nach dieser Richtung nicht zu verkeuueu, namentlich seit durch den Suezkanal 
ein kürzerer Seeweg nach Ostindien eröffnet worden und das Eisenbahnnetz 
sich bedeutend erweitert hat. So sühren jetzt Schienenstränge über den 
Mont Cenis (ßeni) nach Frankreich, über den Brenner nach Deutschland, 
und die Gotthardbahn verbindet Italien mit der Schweiz und der oberen 
Rheinebene. Auf der Halbinsel selbst laufen die Bahnen auf beiden Seiten 
der Apenninen nach Süden und übersteigen fünfmal das Gebirge. — Die 
Hauptausfuhrprodukte Italiens sind: Hans, Seide (meist Rohseide), 
Wein, Eier, Öl, Südfrüchte, Marmor und Schwefel. 
4. 8taat und "UMmpfälje. 
Das konstitutionelle Königreich Italien umsaßt die ganze Halb- 
insel, mit Ausnahme der kleinen Republik San Marino (i) im mittleren 
Apennin. Die Insel Corsica gehört den Franzofen, die Maltagruppe 
den Engländern. 
In Oberitalien: _ 
Am oberen Po: Turin, eine der schönsten Städte Europas, 312 T. E. —- 
Genua „das stolze" (la supärba), früher eine der mächtigsten Handelsrepudliken, ist 
noch jetzt die wichtigste Handelsstadt Italiens, 210 T. E. Ta es amphitheatralisch an 
den Abhängen des ligurischen Apennin aufgebaut ist, macht es vom Meere aus einen 
majestätischen Eindruck. Nur Lissabon und Konstantinopel können mit ihm in dieser 
Beziehung wetteifern. — Zwischen Ticino und Adda: Mailand, Hauptstadt der 
Lombardei, die größte und reichste Stadt Norditaliens mit dem berühmten Marmor- 
dome, der zweitgrößten Kirche Europas, Handelsplatz für Seidenindustrie und Mittel- 
Punkt des italienischen Eisenbahnnetzes, 420 T. E. — In der Sumpfumgebung des 
Mincio: Mantua, starke Festung. — An der Etsch: Verona, Festung. — Auf 
Inseln an der Küste des adriatischen Meeres: Venedig, 150 T. E., von vielen 
2) Wert der italienischen Eieraussuhr 1889: säst 15 Mill. Mk.
	        
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