Full text: Leitfaden der Geographie für Mittelschulen

Die pyrenäische Halbinsel. 141 
I. Die castilische Hochebene. 1. Sie wird durch eine Reihe von 
Gebirgsketten, das sog. castilische Scheidegebirge, in eine nördliche 
altcastilische und in eine südliche neucastilische Hochebene geschieden. 
2. Im Norden, Süden und Osten ist die Hochebene von Randgebirgen um- 
geben. Den Nordrand bildet das cantabrisch-asturische Gebirge, die 
westliche Fortsetzung der Pyrenäen. Im Süden wird die Hochebene von der 
Sierra Morena (e) (= schwarzes Gebirge, so benannt nach den dunklen 
Wäldern) begrenzt. 
3. Die Hochebene selbst, im Durchschnitte 700 in hoch, bildet eine nach 
Westen geneigte Platte. Dieser Richtung folgen auch die Wasserläufe. 
Die wichtigsten derselben firtb: a) der Duero (duero), portug. Douro (doiro); 
er fließt durch die Hochebene von Altcastilien; b) der Tajo (tächo), portug. 
Tejo (tescho), der längste Fluß der Halbinsel; e) der Guadiana, d. i. Wadi 
(— Fluß) Anas. 
4. Durch die hohen Randgebirge dem Einfluß des Meeres entzogen, 
hat die Hochebene ein trockenes, rein kontinentales Klima mit fchroffen 
Gegensätzen der Temperatur sowohl zwischen Tag und Nacht, wie zwischen 
Sommer und Winter. Madrid, sagt ein spanisches Sprichwort, hat neun 
Monate Hölle und drei Monate Winter. Oft steigt hier die Temperatur 
im Sommer auf 40° C., während sie im Winter auf —8° sinkt, so daß nicht 
selten sogar Gelegenheit zum Schlittschuhlaufen geboten ist. — Unbedeutend 
ist der Niederschlag. Madrid selbst hat kaum 10 ein jährliche Regenhöhe 
und zählt dadurch zu den trockensten Orten von ganz Europa. Den Gegen- 
satz hierzu bilden die dem atlantischen Ozean zugekehrten Küsten (Nordküste 
ca. 2 m), wo die Gebirge den Winden gleich beim Eintritt ins Land die 
Feuchtigkeit entziehen. 
5. Wegen des geringen Niederschlages und wegen der mangelhaften 
Bewäffernng ist auch der Pflanzenwuchs der Ebene äußerst dürftig. Wo der 
Boden salzhaltig ist, wie in der Manch a (mantscha), nimmt er geradezu 
Steppencharakter an. Besonders ausgedehnt sind ferner die Heideflächen, 
auf denen ungeheure Herden von Wanderschafen (Merinos) weiden. 
6. Bei solcher Beschaffenheit der Hochebene ist auch die geringe Dichtig- 
keit der Bevölkerung — 13 per qkm — und der Mangel großartiger Wohn- 
Plätze leicht begreiflich. 
II. Die aragonische Tiefebene. I.Sie scheidet die castilische Hoch- 
ebene von dem breiten Vorgebirge der Pyrenäen. 2. Ihr Hauptsluß ist der 
Ebro (baskisch: das Wasser, lat. Iberus, woher die Bezeichnung „iberische 
Halbinsel"). Derselbe entspringt im cantabrischen Gebirge, fließt südöstlich, 
durchbricht das katalanische Bergland an der Küste in einem Bogen und 
mündet ins Mittelmeer. 3. Da der Boden zum Teil sehr schlecht angebaut 
ist, so ist die Bevölkerung wie in der castilischen Hochebene ziemlich dünn, 
und wie dort fehlen auch hier größere Städte. 
III. Das Tiefland von Andalusien. 1. Es trennt die castilische 
Hochebene vom andalusischen Küstengebirge. 2. Seine Bewässerung empfängt 
es von dem Guadalquivir (gwadalkivir, d. h. der große Fluß; von 
Wadi — Fluß, al dem arabischen Artikel und febir = groß. Es ist dies 
der wasserreichste und schiffbarste Strom Spaniens. Solveit die Bewässerung 
reicht, zeigt die Ebene auch außerordentliche Fruchtbarkeit. 
IV. Die Pyrenäen. 1. Sie bilden die Grenze der Halbinsel gegen 
Frankreich und erstrecken sich vom Golf von Biscaya bis zum Golfe du Liou 
(dü liöns). 2. Ihre höchste Erhebung erreichen sie in der Maladetta- 
grnpp e mit dem Pic de Nethou, 3400 m. 3. Sie sind verhältnismäßig 
arm an Pässen; dazu erreichen die meisten derselben fast die Gipfelhöhe.
	        
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