Full text: Die außereuropäischen Erdteile, Die deutschen Kolonien (Teil 1)

I. Nordafrika. 
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oder Saffian), Anfertigung von Woll- und Seidenwaren, sind sehr zurück- 
gegangen. Die Teppichknüpferei wird als Hausindustrie betrieben. Über 
den Reichtum Marokkos an nutzbaren Mineralien läßt sich noch kein sicheres 
Urteil fällen, doch scheinen die Gebirge reich an Eisenerzen und Edelmetallen 
zu sein. Den Hauptanteil am Handel haben England, Frankreich und 
Deutschland. 
Siedlungen. In Fes (150), der Hauptstadt des Sultans, stellt man kunst- 
volle Lederarbeiten her. Die nahen Salz- und Erzlager werden seit Jahrhunderten 
kaum noch ausgebeutet. Marrakesch (Marokko), die zweite Residenz (50), liegt 
am Fuße der Schneegipfel des Atlas. Am westlichen Eingang in die 14 km breite 
Straße von Gibraltar wurde Tanger (20, Bild 41) der bedeutendste, auch von 
vielen Europäern bewohnte Handelsplatz Marokkos. Der Seefestung Gibraltar 
gegenüber ist Ceuta [fce-uta] ein den Spaniern gehörender, befestigter Hafenplatz. 
An der atlantischen Küste sind als Hafenorte zu erwähnen: Casablanca, wo viele 
deutsche Dampfer landen, weiter südlich Mogadör und Agadir. 
2. Die französische Kolonie Algerien. 
(505 000 qkm, 5 Mill. E.) 
Erzeugnisse. Algerien ist ein Land des Ackerbaus, der Viehzucht und § 
des Bergbans. Der Landbau der europäischen Kolonisten, der Bergbau 
auf Eisen und die Ausfuhr von Wein, Getreide, Vieh, Halfa, Kork, Tafel- 
obst und mitteleuropäischen Gemüsen haben sich gut entwickelt. Den Handel, 
der namentlich europäische Waren einführt, vermittelt Marseille. 
Siedlungen. Das herrlich gelegene, zur Winterkur vorzüglich geeignete Algier 
(155) und Orän (110) sind die wichtigsten Häfen. Eisenbahnen wurden von hier 
bis an den Rand der Wüste gebaut, wo Kurorte für Lungenleidende ausblühen. 
Die wichtigste Karawanenstraße führt nach Timbüktu. Konstantine (60), der 
bedeutendste Knotenpunkt von Eisenbahnen und Karawanenwegen, liegt im Binnen- 
lande. 
3. Der französische Schutzstaat Tunis. 
(170 000 qkm, 2 Mill. E.) 
Erzeugnisse. Wo die meist in Verfall geratenen Bewässerungsanlagen § 
noch vorhanden sind, gedeihen Getreide, Datteln, Obstbäume, Wein, Baum- 
wolle und Oliven. Der Anbau nimmt unter der französischen Herrschaft wieder 
zu. Die Viehzucht wirft gute Erträge ab; auch der Bergbau auf Eisen, 
Blei, Zink, Kupfer und Phosphate ist lohnend. 
Siedlungen. Die Regierung des Beis (Titel des Herrschers) steht unter 
französischer Aufsicht. — Tunis (200) ist die von buntestem orientalischen Leben 
erfüllte Hauptstadt. Sie steht mit dem Hafen La Goulette durch einen tiefen 
Kanal in Verbindung. Der Handel, der sich meist auf wohlriechende Öle und 
farbenprächtige Stoffe erstreckt, spielt sich in den Basaren ab. Die Hälfte der Be- 
völkerung besteht aus spanischen Juden und Italienern. — Nordöstlich liegen die 
Ruinen von Karthago, wo neuerdings Ausgrabungen stattfinden. "Rahe dem 
Kap Blanco wurde Biserta, durch günstige Lage an der Verbindungsstrecke zwi- 
schen dem westlichen und östlichen Mittelmeerbecken ausgezeichnet, zu einem allen 
Ansprüchen genügenden Kriegshafen ausgebaut.
	        
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