Mitteleuropa ohne das Deutsche Reich. 27
Bevölkerung und politische Einteilung. Der Abstammung
nach sind die Bewohner rein deutsch.
Im Erzherzogtum Oberösterreich: Linz an der Donau, ein wichtiger Handelsplatz.
— An der Enns S t e y r, Mittelpunkt der oberösterreichischen Eisen- und Stahlindustrie.
In den: wegen seiner Naturschönheiten von Fremden vielbesuchten Salzkammergute G m n n -
d e n am Traunsee und der Badeort Ischl.
Im Erzherzogtum Niedervsterreich an der Donau Wien, an dem wichtigsten Straßen-
kreuz des südöstlichen Europa gelegen. Hier wird die Donaustraße geschnitten von einer
nordsüdlichen Verkehrslinie, die aus dem Gebiete der Weichsel und Oder zum Adriatischen
Meere (Semmering) führt. Dank dieser günstigen Lage hat sich Wien, namentlich in jüngster
Zeit, zur größten und schönsten Stadt Österreichs entwickelt und ist wie Reichshauptstadt
und Residenz so auch die erste Handels- und Industriestadt und geistiger Mittelpunkt der
Monarchie (2 y2 Mill. Einw.) Wiens berühmteste Kirche ist der Stephansdom, seine schönste
Straße der Ring; des Wieners liebste Erholungsstätte der Prater.
II. Die Sudetenränder,
a) Das Königreich Böhmen.
52 009 qkrn (= 2 mal so groß wie die Provinz Sachsen) 6% Mill. Einw.
Grenzgebirge. Es ist im NW. vom Erzgebirge, im NO. von den
Sudeten, im SO. von derMährischenHöhe und im SW. vom Böhmer-
w a l d begrenzt, die alle aus Gneis, Granit und Schiefer bestehen.
B o d e n g e st a l t. Das Innere von Böhmen ist ein welliges Beckenland, das
nach N. abfällt und durch die E l b e mit der M o l d a u, dem Hauptflusse Böhmens,
entwässert wird. Zur Elbe fließen außerdem noch von rechts die I s e r und von links
die E g e r vom Fichtelgebirge.
Erwerb. Die tiefe und durch Randgebirge geschützte Lage (Prag 180 in:
vgl. Würzburg 175 in), das ziemlich milde Klima und die Fruchtbarkeit des Bodens
machen Böhmen zu einem Hauptgebiet der Landwirtschaft in Österreich. Außer
Getreide, besonders Weizen, baut man hier Hopfen (Saaz), Obst und Zuckerrüben.
Ein Drittel des ganzen Landes liegt in den Händen von Großgrundbesitzern.
Im Böhmerwald, der Holz und Quarz liefert, sind große Glashütten in
Betrieb, und im sudetischen Böhmen herrscht rege W e b e i n d u st r i e; An den Ge-
birgsränderu nötigt der wenig ergiebige Boden die Bevölkerung zu gewerblicher
Tätigkeit. In der Umgebung von Pilsen erstrecken sich ausgedehnte Eisen-
und Steinkohlenlager. Zwischen der Eger und dem Erzgebirge liegt die
Braunkohlenmulde, deren Erzeugnisse vielfach nach den bayerischen In-
dnstrieorten geliefert werden. Böhmens Kohlenreichtum ist von der größten Wich-
tigkeit für die ganze Monarchie, weil dieses wichtige Mineral den übrigen Landes-
teilen fast ganz fehlt.
Am Südabhange des Erzgebirges entstanden infolge der zahlreichen Mineral-
quellen Böhmens Badeorte: Franzensbad, Marienbad, Karlsbad und Teplitz.
Diese Bäder genießen wegen ihrer Heilkraft Weltruhm. Sie verdanken ihre Ent-
stehung den jetzt erloschenen Vulkanen dieses Gebiets.
Bevölkerung. Siedelungen. Die Deutschen, y3 der Bevölkerung,
bewohnen geschlossen die Randgebiete. Sie haben höhere Kultur in das Land getragen