Der deutsche Handel.
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Lange vernachlässigt wurde die Fischerei. Man schenkt ihr aber in neuester
Zeit erhöhte Aufmerksamkeit, namentlich auch der Seefischerei. Immerhin ist
Deutschlands Anteil an der Hochseefischerei der Welt noch recht gering (3%, Eng¬
land 22%, Norwegen 13%). Es werden daher noch für viele Mill. M. Fische ein-
geführt^). Die Hochseefischerei liefert namentlich Heringe und Kabeljaus (ge-
trocknet: Stockfisch).
VI. Der deutsche Handel.
Unter den Ländern Europas besitzt Deutschland nächst England die günstigsten
Bedingungen zur Entfaltung eines reichen Handelslebens, ja in mancher Hinsicht
erscheint es seinem gefährlichsten Mitbewerber auf dem Weltmarkt sogar überlegen.
Die bisherige Überlegenheit Englands ist ungleich mehr in geschichtlichen als in
geographischen Ursachen begründet.
Mit England teilt das Reich die Lage an der Nordsee, dem verkehrsreichsten
Randmeer des Atlantischen Ozeans. Aber es ist zugleich auch das wichtigste Durch-
gangsland des europäischen Binnenverkehrs.
Als die Hebel der modernen Industrie betrachtet man mit Recht Kohle und
Eisen, und Englands Reichtum an diesen beiden Mineralien begründete nicht zum
wenigsten den riesenhaften Aufschwung sei-
nes Handels und Verkehrs seit dem Beginn
des vorigen Jahrhunderts. Aber die Massen-
hafte Ausbeutung der Lager muß auch zu
ihrer frühzeitigen Erschöpfung führen, wo-
gegen eine starke Ausnutzung der deutschen
Eisen- und Kohlenschätze erst begonnen hat.
Unter der Annahme der heutigen Förde-
rungsmengen werden die Kohlenlager Eng-
lands schon nach 200—300 Jahren, die
Deutschlands erst nach 600—1000 Jahren
erschöpft sein. Während die Eisenvorräte
Englands auf 250 Millionen Tonnen ge-
fchätzt werden, veranschlagt man die deut-
scheu auf das 10 fache.
Dazu kommt, daß Deutschlands Be-
völkerung die Englands um mehr als 15 Mil-
lionen übertrifft und daß die deutsche Volks-
bildung allgemeiner ist und mehr und mehr, wie auch die wissenschaftliche Bildung,
eine praktischere Gestaltung annimmt. — Erst vor wenigen Jahrzehnten ist Deutsch-
land auch in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten.
In der Tat hat Deutschland im verhältnismäßigen Anwachsen seines
Handels England weit überflügelt (fiehe S. 1 Anmerkung). Heute ist der deutsche
Außenhandel mit 17,8 Milliarden M. (1911) der zweitgrößte der Welt.
Nur der Außenhandel Großbritanniens mit über 21 Milliarden M. geht noch
darüber hinaus.
') Wert der Fischeinfuhr 1907 :87 Mill. M.
1900 1905 1903 1909 1910 1W
21,1
17S
Außenhandel der wichtipsten Welthandclsstaaten
in Milliarden Mark.
Deutschland
— England
+++ Ver. Staaten
Frankreich
Niederlande.