B. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge.
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Geschichte. Nach der Zertrümmerung des Römerreiches war Italien Jahr- § 167.
hunderte hindurch der Zankapfel fremder Völker und spaltete sich in viele Gebiete.
Aber seit 1859 hat sich vom Königreiche Sardinien aus seine Einigung zu einem
konstitutionellen Königreiche vollzogen.
Besiedlung.
I. Oberitalien. In Piemont^ dem Quellgebiet des Po, an der Mündung § 168.
der Dora Ripäria -^Turin, Torino, einst Augusta Taurinorum, früher Haupt¬
stadt des Königreichs Sardinien, eine der schönsten Städte Italiens mit herrlichen
Bauten, der Schlüssel zum Passe des Mont Cenis n. a., darum auch blühende
Handelsstadt. An der Straße nach Genua ^Alessandria^, Festung und
Handelsplatz.
In der fruchtbaren Lombardei, der Mitte der Po-Ebene, die Straßen- und
Kanalkreuzung -^Mailand, Milano3, Mittelpunkt der Seiden- und Banmwoll-
Weberei nnd der erste Rohseidenmarkt Europas, reich an herrlichen Bauten (Dom).
Am Fuße der Alpeu **Brescia [Drescha], Seidenmarkt. Am Ticino die alte Lango-
bardenhauptstadt *Pavia.
In Venetien, auf etwa 120 Laguuen-Jnseln des Adriatischen Meeres, das
herrliche („1a bella") -sV enedig, Yenezia, die ans Pfählen gebaute Stadt
mit Kanälen anstatt der Straßen, mit zahlreichen steinernen Brücken, Palästen und
Kirchen. Im Mittelalter die „Königin des Meeres", zu der auch jetzt nach dem
Bau der Lido-Dämme und der s. Ableituug der Brenta große Schisse gelangen
können. Mit dem Festlande durch eine 3,3 km lange Eisenbahnbrücke verbunden.
Zweiter Hasen des Landes, berühmt durch Glaswaren. W. an der Gabelung
der Bahn Wien-Rom und Venedig-Mailand die Universitätsstadt ** Padua.
An der Etsch ^Verona, Kreuzung der Brennerbahn und der Linie Mailand-
Venedig. darum Festung.
Durch die Emilia^ das Dreieck zwischen Po.^ Apennin und Küste, führt über
"Moden«, wo die Brennerbahn einmündet, die „Überlandbahn" nach -s-Bolögna^
wichtige Bahnkreuzung, darum Festung. N. die letzte Brückeustadt, nahe dem
unteren Po, **fterrära. S. vom Po-Delta ^Ravenna, einst römischer Haupt-
Hasen au der Adria und starke Festung.
In Ligurien, dem schönen und wohlangebauten Südabhang der Lignrischen § 169.
Alpen uud des Ligurischen Apennin, der Riviera, die ihres milden Klimas wegen
Winterheilstätten (San Nemo) ausweist. steigt von der Küste halbkreisförmig am
Gebirge die Handelsstadt uud Festung f Genna6 (la superba) auf, bedeutend ster
Seehafen, wichtig auch für deutsche Dampferlinien. Hier gewinnen die w. Alpen-
bahnen das Meer. ^Savöna, Hafen am Ende der Altarestraße. An der ö. Riviera
der Kriegshafen ^Spezia [fyeddfia].
Sw. von Rimini die in Bergen gelegene unabhängige Bauern- und Hirten-
republik San Marino 7, 12000 E., 0,2 so groß wie das Lübecker Gebiet.
II. Mittelitalien. Im dicht bevölkerten Fruchtgarten des n. Landes, in Tos- § 170.
fana f dem alten Etrnrien, das durch Kunstgewerbe, Strohhntslechterei und
die beste Volksbildung berühmt ist, liegt im Hügellande des mittleren Arno
1 D. i. Fuß des Gebirges. — 2 Benannt nach Papst Alexander III. — 3 Einst Medio-
lanum, d, i. Mitte des Landes. — 4 Benannt nach der via Aemilia. — 5 Einst Bononia.
6 D. i. Mündung, Ausfluß, vgl. Gens. — 7 Benannt nach einem Einsiedler Marinns.
E. von Seydlitz, Geographie. D. 5. 7. Aufl. 4