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zu schmücken, war Friedrich längst als höchstes und würdigstes Ziel
erschienen. König von Brandenburg konnte er nicht werden; denn
Brandenburg gehörte als Kurfürstentum zum deutschen Reiche und stand
unter dem deutschen Kaiser. Er besaß jedoch auch das Herzogtum Preußen,
in welchem er unabhängiger Herrscher war. König von Preußen konnte
er also werden. Um sich den Königstitel beilegen zu dürfen, mußte er die
Zustimmung des deutschen Kaisers haben. Ohne diese schien dem Kurfürsten
die Annahme der königlichen Würde ebenso unpassend, wie wenn jemand in
eine Gesellschaft träte, ohne geladen zu sein. Der Kaiser aber sah das
Wachstum der preußischen Macht nicht gerne.4 Daher hat Friedrich stets
treu zu ihm gestanden und ihn im Kriege unterstützt, um ihn so für sich
und seine Pläne günstig zu stimmen.5 Daß er der Unterstützung Branden-
burgs auch ferner bedürfe, sah der Kaiser wohl ein. Nachdem Friedrich
diesem für den Fall eines Krieges Hilfe versprochen^ erhielt er nach langen
Verhandlungen die begehrte Einwilligung. Die inzwischen eingetretenen
Verhältnisse haben dem Eigennutz des Kaisers gleichsam abgenötigt, was
dessen Dankbarkeit nicht gab, und Friedrich konnte kaufen, was man ihm
nicht schenken wollte. Es kam im Jahre 1700 zwischen dem Kurfürsten
und dem Kaiser der sog. Kronvertrag zustande. Der Kurfürst ver-
fprach, dem Kaiser für den bevorstehenden Krieg 10 000 Mann Hilfstruppen
auf eigene Kosten zu stellen. Dagegen erklärte der Kaiser, daß er Friedrich
„unverzögert als einen König in Preußen ehren, würdigen und erkennen, auch
befördern wolle, daß dasselbe von andern Mächten geschehe."7 Friedrich
setzte nun sich und seiner Gemahlin Sophie Charlotte am 18. Januar
1701 die Königskrone auf. Seither ist Preußen ein Königreich.8
B. 1 Friedrich wurde in Königsberg geboren, und mit Beziehung auf den
Namen der Stadt sang der Dichter Nik. Bödiker:
„Wie kommt's, daß Königsberg in Preußen
Soll Friederichs Geburtsstadt heißen?
Dieweil die Musen prophezei'u:
Prinz Friedrich wird hier König sein."
Diesmal bewährte sich der Dichter wirklich als Seher! Damals aber dachte
noch niemand daran, daß Prinz Friedrich einmal Herrscher in Brandenburg werden solle;
denn sein älterer Bruder Emil war ein kräftiger Knabe, Prinz Friedrich aber hatte im
ersten Lebensjahre das Unglück, daß ihn seine Wärterin vorn Arme fallen ließ. Sie war
gewissenlos genug, den Unfall zu verschweigen, und die Folge war, daß der Prinz bald
kränkelte und eine Rückgratverkrümmung erhielt. Daher hat ihn seine Mutter mit
doppelter Liebe gepflegt. Indessen wurde sowohl er wie sein Bruder streng genug
erzogen. Ihr Erzieher, Freiherr von Schwerin, schrieb: „Ich habe die Prinzen gewöhnt,
um 6 Uhr willig und ohne Verdruß aufzustehen, darauf sofort geschwinde sich ankleiden
zu lassen. Während des Ankleidens wird eins und das andere erzählt. Hernach habe
ich mit den Prinzen sofort das Gebet knieend gethan und, bis sie die vorgesprochenen
Psalmen und Gebete auswendig gewußt, dieselben deutlich vorgesagt und nachsprechen