Object: Lehrbuch der Erdkunde für Gymnasien, Realschulen und ähnliche höhere Lehranstalten

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Europa. 
Der südlichste Theil der türkisch-griechischen Halbinsel, der alte Peloponnes, 
das heutige Morea, hängt nur durch die sandige Landenge von Korinth mit 
dem Festlande zusammen. Im Innern gebirgig, an der Westki'iste flach, springt 
eö dagegen im 8 und 0 mit felsigen Landspitzen ins Meer hinein und bildet 
eine große Anzahl von Buchten mit vorgelagerten Inseln. 
Die Kykladen, östlich von Morea, sind durchweg gebirgig, in den Thälern 
fruchtbar, besitzen gute Häfen und ein angenehmes Klima. Die Gesteinsbildung, 
warme Quellen lind wiederholte vulkanische Ausbrüche (auf Santorin) deuten 
die Art der Entstehung dieser Inseln an. 
Candia, die südlichste europäische Insel, ist durchaus Gebirgsland, mit 
schroffen, ausgezackten Küsten, besonders im X, dagegen von mildem Klima und 
hoher Fruchtbarkeit. 
B. Das Gebirgsland von Mitteleuropa. 
Das centrale Europa ist zwischen 20° und 45° w. L. F. von einem außer¬ 
ordentlich reich und mannigfaltig gegliederten Gcbirgssystem bedeckt, dessen Kern 
das Hochgebirge der Alpen bildet, woran sich im W das französische, tut N 
das deutsche Gebirgsland, im 0 die Karpaten anschließen. 
4. Die Alpen bilden die imposanteste und höchste Gebirgscrhebung Europas 
und vielleicht das am reichsten gegliederte Hochgebirge der Erde. Von X und 8 
aus der Ferne gesehen, wie eine ungeheure mit zackigen Gipfeln gekrönte Gebirgs- 
mauer erscheinend, besitzen sie doch keineswegs einen einzigen Gebirgskamm, son¬ 
dern bestehen aus einer Menge von gewaltigen Gcbirgsstöcken und Kettenge¬ 
birgen, die mit ihren hohen, schroffen Fclsmassen, tiefen, von wilden Bergwassern 
durchrauschten Schluchten und schmalen, romantischen Thälern einen eigenthüm¬ 
lich großartigen Eindruck hervorrufen. Kein anderes Hochgebirge ist in alle,, 
Theilen durch Thäler und Pässe so leicht zugänglich, als die Alpen, nnd was 
die Natur angedeutet, hat die menschliche Thätigkeit in zahlreichen fahrbaren 
Kunststraßen weiter ausgeführt. Mit hoch gemauerten Terrassen führen diese 
an den Abhängen vorbei, oder in kühnen Brückenbogen über tiefe Schlünde; an 
anderen Stellen schützen lange Gallcrien den Wanderer vor Schneestürzen (Lawinen), 
ja man hat (am Mont Eenis und St. Gotthard) das Hochgebirge durchbohrt 
und eine direkte Eisenbahnverbindung zwischen X und 8 hergestellt. So bilden 
die Alpen keineswegs eine trennende Schranke für den Verkehr, wohl aber bezeich¬ 
nen sie in klimatischer Beziehung eine deutliche Scheidung zwischen Mittel- und 
Südcuropa, jenes mit rauherem Himmel, dieses mit milden Lüften „das Land, wo 
die Citronen blühn". 
Je nach der Höhe unterscheidet man Voralpen, 700 bis 1600 in hoch und 
meist dem nördlichen Theile des ganzen Alpenzuges vorgelagert; Mittclalpeu, von 
1600 bis 2600 m Erhebung und Hochalpen von 2600 bis 4800 in Höhe. 
Letztere gehören dem Gebiete des ewigen Schnees an, der das Material zu dem Eise 
der Gletscher liefert, welche in den Alpen einen Flächenraum von 38 Quadrat¬ 
meilen bedecken.
	        
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