Full text: Mitteleuropa (Teil 1)

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und vernichten auf ihrem Wege die Pflanzungen und Wohnungen der 
Menschen. 
Gewaltige Schnee- und Eismassen sammeln sich auch in den von 
steilen Felsen eingeschlossenen Talmulden der Schneeberge. Sie bilden 
Gletscher; das sind große Eisfelder, die von vielen Spalten und 
Rissen durchzogen werden, in denen während der Sommerzeit Tau- 
und Regenwasser hinabsickert. Mancher Gletscher gleicht einem mächtigen 
Strome, der sich zwischen den Felsen dahinschlängelt, dessen schäumende 
Wellen aber plötzlich erstarrt sind. Wo er einen Gebirgsriegel über¬ 
schreitet, stürzt er ab wie ein Wasserfall. An seinem unteren Ende 
kommen die gelblich-grauen Gletscherwasser zum Vorschein. Die Gletscher 
scheinen in vollständiger Ruhe zwischen den Bergen eingebettet zu sein. 
In Wirklichkeit aber gleiten sie durch die eigene Schwere allmählich 
abwärts. Die sich zu beiden Seiten anhäufenden Felsstücke nennt man 
Seitenmoränen, die Schuttanhäufungen am Fuße des Gletschers 
Stirnmoränen. Dort lagern auch die Felsstücke, die von den 
Eismassen wie auf einem Schlitten langsam zu Tal geführt worden sind. 
C. Wasserreichtum der Alpen. 
An den Höhen der Alpen kommt der Wasserdampf der feuchten § 109. 
Westwinde zum Niederschlag. Deshalb haben namentlich die Westalpen 
reichliche Regenmengen. Im Winter aber sammeln sich auf den Höhen 
gewaltige Schneemassen an, die im Sommer den Flüssen unerschöps- 
liche Wassermengen zuführen. Infolge dieses Wasserreichtums sind die 
Hochalpen die Wiege zahlreicher Bäche und Flüsse. Bald kommen diese 
aus Moorwiesen und kleinen Seen; bald entströmen sie den Gletschern; 
bald entstehen sie aus starken Quellen. Ihre schmutzig-gelben Wasser 
eilen wildschäumend durch enge Schluchten oder stürzen über steile Ab- 
hänge, bis sie das Tal erreichen und ruhiger dahinfließen. Viele von 
ihnen treten dann in Seen ein, deren Becken einst durch Senkung des 
Bodens entstanden oder durch Gletscherwasser ausgehöhlt worden'sind. 
In diesen Sammelbehältern und Läuterungsbecken am Nord- und 
Südrand der Alpen nimmt das Wasser der Alpenflüsse eine durch¬ 
sichtig bläulich-grüne Farbe an. Solche Seen am Nordfuße der 
Schweizer Alpen sind der Genfer See, der Thun er und der 
Brienzer See, der Vierwaldstätter See, der Züricher See 
und der Bodensee.
	        
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