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deutsche Krone einem Ausländer anzutragen. Und selbst darin waren sie
unter sich nicht einig. Eine Partei wählte R i ch a r d v o n E o r n w a l l i s,
den Bruder des Königes von England, die andere AlfonsvonCasti-
lie n (in Spanien). Beide hatten, bloß durch den Schimmer angelockt,
welchen die Reichskrone auch jetzt noch, wo sie ein leerer Name geworden
war, verbreitete, den Wahlfürsten vieles Geld geboten. Richard soll so-
gar mit zwei und dreißig achtspännigen Geldwagen herüber gekommen
sein. Er wurde zu Aachen feierlich gekrönt. Doch sein Ansehen dauerte
nur so lange als sein Geld. Bloß viermal besuchte er Deutschland, und
zwar immer nur auf kurze Zeit; Alfons hingegen ist nie in Deutschland
gewesen. Willkür und rohe Gewalt griffen auf eine schauderhafte Weise
um sich. Jeder suchte an sich zu reißen, was er nur immer konnte. Es
war ein Krieg Aller gegen Alle; kein Gesetz, kein Recht mehr, weder
Sicherheit des Eigenthnmes noch des Lebens. Das ganze Land war fast
eine einzige Räuberhöhle geworden. Diese Zeit allgemeiner Unordnung
und Zerrüttung, vom Jahre 1256 bis 1273, wo Deutschland so gut
wie gar keinen Regenten hatte, pflegt man das Interregnum oder
Zwischenreich zu nennen.
Konradin. — Untergang der Hohenstaufen (1268). Das
traurigste Schicksal erlebte um diese Zeit der letzte Sprößling der Hohen-
staufen, Konradin. Er war der Sohn des Königes Konrad IV., und
führte, weil er noch ein Kind war, den Namen Konradin, d. i. Kon-
rädchen. Der junge Prinz wurde von der Mutter in Schwaben erzogen,
während sein Oheim Manfred das Königreich beider Sicilien für ihn
verwaltete. Auf ein voreiliges Gerücht von Konradin's Tode ließ Man-
fred sich selbst die Krone von den Reichständen übertragen ohne Ein-
willigung des Oberlehnsherrn, des Papstes. Und um sich in seiner Herr-
schaft zu befestigen, knüpfte er Verbindungen an mit Griechenland, sowie
mit Spanien, indem er seine Tochter mit Peter von Aragonien vermählte.
Um nun Manfred's wachsende Macht zu stürzen, rief der Papst Urban IV.
den Herzog Karl von Anjou, den Bruder des Königes Ludwig des
Heiligen von Frankreich, herbei und übertrug ihm das Lehen. Der Fran¬
zose kam mit großer Heeresmacht herüber. Manfred rüstete sich zur Ge-
genwehr, allein in der Schlacht bei Benevent (am 26. Februar 1266)
verlor er Thron und Leben. Jetzt nahm der Sieger Besitz von Neapel
und Sicilien und herrschte mit eisernem Scepter. Es entstand bald all¬
gemeines Mißvergnügen über die Herrschaft der Franzosen. Alle sahen