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von denen wiederum neue Pflanzstädte ausgingen, bis schließlich
alle Gestade des mittelländischen Meeres (ausgenommen die phö-
nicische und karthagische Küste) mit einer Reihe hellenischer An¬
siedelungen sich bedeckten. Die Kolonieen blieben mit dem Mutter¬
lande in Verbindung, waren aber selbständig und gelangten all¬
mählich durch Schiffahrt, Handel und Gewerbefleiß zu großem
Wohlstände und hoher Kultur. Ihr Verfall begann mit der Aus¬
dehnung der karthagischen Macht im Westen und der asiatischen im
Osten, da außerdem Parteiungen in den Kolonieen entstanden uud
der große Reichtum Ueppigkeit und Schlaffheit erzeugte.
Die Kolonieen nach geographischer Einteilung. Von den i o ni s ch e n
Pflanzorten an der mittleren Westküste Asiens und auf den Inseln Sa¬
mos und Chios waren Milet an der Bucht des Mäander, Ephesus
mit dem berühmten Tempel der Artemis, Phocäa und Smyrna
die wichtigsten; nordwärts von Jonien und aus der Insel Lesbos
blühten äolische, im Süden Kleinasiens und aus der Insel Rhodus
dorische Kolonieen, von denen Halikarnaß die bedeutendste' war.
Am Hellespont (Dardanellen), an der Propontis (Marmara Meer)
und am Pontus Euxinus (schwarzes Meer) entstanden Cyzikus,
Byzanz, Sinope, Cerasnnt, Trapezunt, an den Küsten von
Thracien und Macedonien Abdera, Amphipolis, Olynth, Poti-
däa u. a. Am blühendsten und zahlreichsten waren die Kolonieen in
©teilten und Unteritalien, das deshalb den Namen Großgriechen¬
land empfing. Tarent, Sybaris, Kroton und das uralte Kumä, die
Mutterstadt von Neapel, waren wichtige Pflanzstädte Unteritaliens;
in ©teilten entstand bie blühende Hanbelsftabt Syrakus, außerbent
Messana (Messina), Rhegium gegenüber, unb Agrigent. Aus ber
Norbküste von Afrika würbe Cyrene angelegt, in Sübgallien
Massilia (Marseille).
§ 12. Sparta.
1. Seit ber Einwanberung der Dorier war in Lakonien burch
die langdauernden Kämpfe mit den alten Bewohnern des Landes
sowie burch die Uebermacht einzelner Adelsgeschlechter große Ver¬
wirrung und Gesetzlosigkeit eingerissen. Die innere Zerrüttung wuchs
mit der Uneinigkeit der beiden Könige, welche angeblich von den
Zwillingssöhnen des Aristodemus, Eurysthenes und Prokles, ab¬
stammten und immer zugleich regierten.