62 Europa.
b) iTIittclbare türkische Besitzungen.
1. Bosnien nebst der Herzegowina, die nordwestlichste Landschaft, ist von
Osterreich-Ungarn beseht und verwaltet und somit diesem zuzurechnen. S.S. 37.
2. Zinspflichtiger „Schutzstaat" der Türkei ist das Fürstentum Bulgarien,
nieist n. vom Balkan. Die arbeitsamen, tapferen Bulgaren haben sich seit der
Befreiung schnell entwickelt; sie führen Weizen, Mais "und Teppiche aus. Hst.
Sofia, 50000 E., auf eiuer Hochebene zwischen den Ausläufern des Balkans
und des Rilo.
3. Ost-Rumelien, s. vom Balkan, ist thatsächlich vereinigt mit Bulgarien,
deffen Fürst zugleich Statthalter Ost-Rumeliens ist. Aus weiten Rosengärten
wird das kostbare Rosenöl gewonnen, anch wird viel Getreide ausgeführt. —
Philippopel, Hst. an der Martha.
c) Königreich Serbien,
eine konstitutionelle erbliche Monarchie.
[48000 qkm, 2,2 Mill. ©.]
Belgrad (b. h. Weiße Burg), alte Festung am Einflüsse ber Save in bte
Donau, in ben Kriegen zwischen Österreich nnb ber Türkei viel umstritten.
(„Prinz Eugenins, ber eble Ritter".) Von hier führen zwei wichtige Bahnen
nach Konstantinopel nnd Saloniki. 55000 E.
d) Fürstentum Montenegro,
[0000 qkm, V5 Mill. @.],
d. i. Schwarze Berge, ist eine absolute erbliche Monarchie, zumeist ein
rauhes Gebirgsland. Die kriegs- und raublustigen Bewohner haben sich
durch ihre Tapferkeit vom türkischen Joche frei gehalten; Cetinse ist der
dorfartige Fürstensitz.
e) Königreich Griechenland,
eine konstitutionelle erbliche Monarchie.
[63000 qkm, 2,2 Mill. ©.]
a) Volkswirtschaftliches. Der Schauplatz altgriechischer Gesittung hat zwar
bis auf eiueu geringen Rest seine Freiheit, erkämpft; aber die rechte Entwicklung der
Friedenswerke folgt sehr langsam nach. Über ein Drittel des knltursähigen Bodens
liegt zur Zeit uoch brach, die sonnverbrannten Kalkfelsen des s. Peloponnes
scheinen zum Teil kaum noch anbaufähig, und die Ausdehnung der Weideflächen
für Schafe und die dem Waldwuchfe fo nachteiligen Ziegen ist fast breimal so
groß als bie bes Ackerlanbes. Der Getreibeban genügt auch uach ber Erwer¬
bung bes fruchtbareu Theffalieus nicht zur Ernährung ber Bewohner, aber bie
Einfuhr an Fleisch, Vieh, Getreibe wirb reichlich gebeckt bnrch bie Ausfuhr au
Korinthen,*) Wein, Blei, Tabak, Oliven-Öl, Schwämmen nnb Feigen.
Über manchen im Altertnm hochberühmten Gegenben herrscht noch wehmütige
Öbe. Noch ist bas Lanb arm, bas Volk nngebilbet nnb ber Staat machtlos; aber
in ben kleinen Ebenen nnb ben Küstenstrichen entwickelt sich nenes Leben.
*) Kleine, kernlose Weinbeeren, die im frischen Zustande nicht genießbar sind.