Landkarten.
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III. Die Neuzeit der Erde. Pflanzen- und Tierwelt nehmen immer
mehr die Formen der Jetztzeit an. Braunkohle nnd Bernstein bilden sich.
Es gehören hierher die Gebiete der Braunkohlenlager Norddeutschlands.
IV. Die Jetztzeit der Erde oder das Zeitalter des Meuscheu. Die
Gesteine dieser Zeit sind locker, nur selten zu festem Fels vereinigt. Geschiebe
von Sand, Kies und Lehm bilden das ältere Schwemmland oder das Diluvium.
Die Bildung des jüngeren Schwemmlandes oder des Alluviums geht in der
Gegenwart noch ununterbrochen vor sich (Delta, Meeressandstein, die Marschen).
Zu den diluvialen Lehmablagerungen gehört auch der Löß, der Vielorts
den Ackerboden bildet; in den lockeren Diluvialmassen, den sogen. Seisenwerken,
kommen Gold, Platiua, Zinn, Diamanten n. s. w. vor. Nicht weniger
wichtig ist, daß das Diluvium nicht nur Reste ausgestorbener Säugetiere, souderu
zugleich auf denselben Lagerstätten Spuren menschlicher Thätigkeit, nament-
lich roh bearbeitete Stein- und Knochenwerkzeuge, einschließt, so daß an dem
Zurückreichen des Menschen bis tief in die Dilnvialzeit, sowie an seinen?
Zusammenleben mit den diluvialen Säugetieren kein Zweifel mehr bestehen kann.
Menschliche Überreste oder von Menschenhand gefertigte Werkzeuge und Geräte,
denen man mit Sicherheit ein höheres als diluviales Alter zuschreiben könnte,
sind bis jetzt nirgends gefunden worden^
Der Mensch muß der Zeuge der Eiszeit gewesen sein, die dem diluvialen
Zeitalter ihr Gepräge aufdrückte. Mindestens zweimal nämlich ist in dieser
Periode — aus noch unerforschten Gründen — eine erhebliche Abkühlung ein-
getreten, und von den Gebirgen der höheren Breiten, namentlich von den skandi-
navischen, aber auch von den Alpen, haben sich mächtige Gletscher über Länder
und Meere vorgeschoben. Die nächstliegenden Zeugnisse von dieser Zeit sind für
Norddeutschland die Findlings- (oder erratischen) Blöcke nordischen Gesteins, für
Süddeutschland die Moränen-Wälle in der bayerischen Ebene. Hiermit schließt
die vorgeschichtliche Zeit, und wir treten nuu ein in die Zeit, die uns bestimmte
Thatsachen aus dem Leben der Erde und ihrer Völker verkündet.
2. Anhang.
Landkarten.
Nur der Globus giebt ein getreues, jedoch verkleinertes Bild der
kugelförmigen Erdoberfläche. Wollte man seine Oberfläche getreu in Karten-
form darstellen, so müßte man die gekrümmte Flüche in einer Ebene ans-
breiten, und dies ist ohne Zerreißung nicht möglich.*) Diese wird vermieden
durch die verschiedenen Entwurfsarten oder Projektionen, allerdings
auf Kosten der Treue des Abbildes. Zur Darstellung eines Gebietes wird
nach der Wahl der geeignetsten Projektion das Kartennetz entworfen, in
das die geographischen Gegenstände nach Länge und Breite eingetragen
werden.
Die Karten geben ein verkleinertes Bild der Erdoberfläche oder ihrer
Teile. Das Verkleinerungsverhältnis und ein in diesem Verhältnisse ver-
kleinerter Maßstab werden gewöhnlich auf den Karten angegeben. Ist
eine Karte im Maßstab 1:7000000 gezeichnet, so heißt dies:'l km auf
*) Teile eines hohlen Gummiballes, die man auf ebener Tischplatte auszubreiten
versucht, zeigen dies in anschaulicher Weise.