Die Gesteinshülle der Erde. 11
14. Der Ausbruch des Vesuv am 10. April 1906, von Boscotrecase aus gesehen.
Als der weite Kraterring der Somma infolge des Ausbruches vom Jahre 79 n. Chr. größtenteils zu Asche
und Bimsstein zerbissen wurde, baute sich in der Kraterruine der Schlacken- und Aschenkegel des Vesuv höher
als der Sommarand auf. Die Höhe des Vesuvkegels schwankte im 19. Jahrh. zwischen 1100 und 1300 m. Dieser
Kegel wurde durch gewaltige Ausbrüche im April 1906 völlig verändert. Ein tiefer Kraterschlund von 600 m
Durchmesser wurde herausgesprengt und der Kegel um etwa 70 m erniedrigt, indem die senkrechten, inneren
Kraterwände in den tiefen Kratergrund stürzten. Meist verdunkelten mächtige Aschenregen die Luft, und
fast ununterbrochen erdröhnte der Donner von den Gewittern in den aufsteigenden Wolken über dem Krater.
Die Wolken glichen bald einer weißen, nur strichweise durch Aschenauswurf geschwärzten Pinie (Dampfpinie),
bald waren sie schwarze, an den Rändern blendend beleuchtete Haufenwolken. Die Gewitterregen verwandelten
die Asche in Schlamm und wälzten sie in alles verheerenden Strömen die Böschung des Vesuv hinab. An
klaren Tagen, so am 10. April, war das überwältigende Schauspiel der an den Abhängen des Kegels hinab-
strömenden Massen von feuriger Lava sichtbar. Die Lava floß besonders nach Süden, begrub die auf den
Gipfel führende Eisenbahn und verwüstete Weingärten, Obsthaine und Dörfer.