Allgemeine Übersicht. 7
10. Religionen. Im S.W. und namentlich unter den Romanen
herrscht vor die römisch-katholische Kirche mit zusammen 170 Mill.
Bekennern. Ziemlich gleich sind die Zahlen (nämlich etwa 100 Mill.)
der G ri e ch i s ch-O r t y o d o x en und der P r o t e st a u t e n (Lutheraner,
Reformierte u. a.). Die Protestanten überwiegen in Mittel- und N.W.-
Europa, also namentlich unter deu Germanen, während die Slawen zumeist
in dein russischen Zaren auch ihr kirchliches Oberhaut sehen. — Daneben
giebt es reichlich 7 Mill. Juden, ferner Mohammedaner zumeist auf
der Balkan-Halbinsel und wenige Heiden an den asiatischen Grenzen
Rußlands.
11. Pon den 26 Staaten Europas (s. S. 34) haben 3 mit^ je einen:
andern (Österreich mit Ungarn, Schweden mit Norwegen, Rußland mit
Finnland) die Person des Herrschers gemeinsam (Personal-Union) und sind
dazu durch innere Einrichtungen miteinander verbunden.
Von diesen Staaten sind 22 Erbherrschaften (Monarchien), 4 Re-
publiken, nämlich Frankreich, die Schweiz und die winzigen Ländchen
Andorra und San Marino. Die 6 bedeutendsten: das Deutsche Reich,
Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich-Ungarn und Rußlaud
heißen Großmächte*).
12. Weltstellung des Erdteils. Seine mannigfaltige Gestaltung ermöglichte
es, daß die europäischen Völker sich vielseitig entwickelten, so daß sie es lernten,
ein jedes auf seine Art dem Boden das Beste abzugewinnen. Die reiche Gliede-
rung der Küsten lockte sie zu lebhaftem Verkehr untereinander und mit den benach-
barten Erdteilen, das gemäßigte Klima 'endlich gestattete ihnen die Entfaltung aller
geistigen uud körperlichen Fähigkeiten. In der Neuzeit wurde ihnen ihre Heimat
zu eng, und der Uuteruehmuugsgeist trieb sie in die fernsten Lande. So ist der
größere Teil der bewohnten Erde unter die Herrschaft europäischer Staaten ge-
kommen oder von ihnen neu besiedelt, kolonisiert**), und vielen ist durch die
Missionsarbeit das Christentum gebracht worden. Freilich haben sich viele von
diesen Ländern von dem Mutterlande abgetrennt, so fast ganz Amerika, uud manche
von ihnen haben es zu hoher eigener Blüte gebracht, vor allem die Vereinigten
Staaten von Amerika (N.-Amerika). Aber doch steht Europa, gestützt auf die
Erhabenheit einer uralten Geschichte, auf Fleiß, Wohlhabenheit und kriegerische
Tüchtigkeit, noch an der Spitze der Menschheit.
Die Erfindungen des gesteigerten Völkerverkehrs im 19. Jahrh. haben im w.
Europa eine solche Verdichtung der Bevölkerung bewirkt, daß hier Ackerbau
und Viehzucht nicht mehr zur Eruähruug und Bekleidung aller ausreichen. Ge-
treibe, Fleisch, Wolle, Baumwolle und andere Rohstoffe müssen deshalb von Ost-
Europa oder von fremden Erdteilen zugeführt werden. Sie werden bezahlt mit
Fabrikwaren, welche der kunstfertige Fleiß West-Europas aus den Rohstoffen her-
stellt und in minder gehobene (kultivierte) Länder sendet. Freilich wird es immer
schwieriger Absatzgebiete für diese Waren zu finden.
Über die Verkehrswege s. S. 32.
*) S. die Tabelle S. 33.
**) Wenn Teile eines Volkes in fremde Länder ziehen und sich hier Gebiete an-
eignen, meist um darin Handel und Ackerbau zu treiben, so nennt man ein solches
Gebiet eine Kolonie, die alte Heimat heißt das Mutterland.