Full text: Landeskunde des Deutschen Reiches (H. 4)

Pflanzenleben. Tierleben. 
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Erscheinungen, dem Aufblühen der Gewächse und der Wiederkehr der Zugvögel, am 
zeitigsten ein. S. die Karte der Aprilblüte i Fig. 7 S. 80. Durch diese Anschmiegung an 
den Gang der Wärme gewinnt die Pflanze ihrerseits die Fähigkeit, als untrügliches 
Thermometer für mittlere Wärmegrade zu dienen. Gewisse Gewächse können hierin ge- 
radezu als Leitpflanzen gelten. So beweist das Vorkommen der Rotbuche durch ganz 
Deutschland mit Ausnahme einiger Höhenlagen und der Osthälfte Ostpreußens, daß 
nur an diesen Stellen nicht 5 Monate hintereinander mindestens + 8°C herrschen. 
Die Linie, s. deren die Weintraube zur Bollreife gelangt, verläuft in Deutschland 
bei milder Wintertemperatnr etwas n. neben der Juli-Jfotherme von 20°. 
Infolge der Verteilung der Niederschläge über alle Jahreszeiten starren uns in 
Deutschland nirgends pflanzenleere Wüsten, nirgends dürre Steppen entgegen. | unseres 
Reiches ist mit Wald bedeckt^, überwiegend mit Nadelholz. In sandigem Boden ge- 
deiht die genügsame Kiefer am besten, unsere Gebirge tragen meist schlanke Fichten 
und auch Tannen. Große Strecken prangen aber auch im Schmucke prächtiger 
Buchen- und Eichenwälder. Ungefähr die Hälfte unseres Bodens wird vom 
fleißigen Landmanne mit Getreide bestellt^, uud dieses reift auch im äußersten N.O. noch 
vollkommen. Aber nur unsere wichtigste Nährfrucht, die ebenfalls überall gedeihende 
Kartoffel, ernten wir im Überfluß, so daß^ sie massenhaft zur Ausfuhr kommt. Der 
Gartenbau sucht wegen leichteren Absatzes seiner Erzeugnisse meist die Umgebung der 
Großstädte aus, und überall spendet der Obstban, der leider noch nicht allenthalben 
nach Gebühr gepflegt wird, seinen Segen. 
C. Tierlebcn. 
Längst sind die großen Raubtiere in unserem Baterlande ausgerottet. Nur § 114. 
der Wolf berührt noch selten den Zug des Wasgenwaldes, und der Huuger treibt ihn 
bisweilen auch über die ö. Grenze herüber. An kleineren reihenden Tieren haben wir 
Füchse, Dachse, Marder, Wiesel, noch ziemlich viele Fischottern, aber kaum 
noch Wildkatzen. — In Ostpreußen lebt unter besonderem Schutze der Elch. Sonst 
finden sich Hirsche, abgesehen von Gehegen oder großen Gebirgswäldern, häufiger in 
den Wäldern der Lüneburger Heide und des Ostelbischen Tieflandes. Sehr zahlreich 
sind die schmucken Rehe. Überall sind Hase und Kaninchen heimisch — so viel 
mehr als in anderen Ländern, daß ein Nebenertrag ihrer Jagd Deutschland zu einem 
der bedeutendsten Pelzländer macht. — Die lieblichen Singvögel halten sich meist 
nur als Zugvögel bei uns auf. Sie gelangen vom Rhone oder über den St. Gott- 
hard, durch die Oberrheinische Ebene, ebenso über die niedrigen östlichen Alpen und durch 
die Ungarische Pforte zu uns und brüten bei uns, haben also in Deutschland ihre 
Heimat, die sie nur verlassen, um im wärmern S. zu überwintern. Der zudringliche 
Sperling ist über alle deutschen Gane verbreitet, wie auch die Krähe und das als 
Wild hochgeschätzte Feld- oder Rebhuhn. Weit seltener, und nur in Gebirgswäldern, 
kommt der Auerhahn und das Haselhuhn vor, etwas häufiger findet sich in waldigen 
Gegenden das Birkhuhn, das in der Lüneburger Heide sich stark vermehrt hat 
uud hier jetzt in großer Zahl vorkommt. Den Raubvögelu wird eifrig nachgestellt. 
Trotzdem sind die kleineren, wie Sperber und Würger, und von größeren der 
Bnssard, noch sehr verbreitet. Aber der Steinadler haust nur noch in den Alpen, 
der Seeadler an der Küste. 
Der Fischreichtum unserer Gewässer war früher, ehe zahllose Fabriken die klaren 
Wellen kleiuer Bäche und Flüßchen trübten, viel größer. Man bestrebt sich seit 
einigen Jahrzehnten, die Vermehrung der Fische, vor allem der Lachse in den Flüssen, 
1 D. i. die Blüte unserer Frühlingsblumen, wie Maßliebchen oder Gänseblümchen, 
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