Südeuropa. — Die Apenninenhalbinsel oder Italien. 61 
4. Nahrungsquellen, a) Eine Hauptbeschäftigung der 
Bewohner bildet der Getreidebau, der besonders in der 
Po-Ebene eine so vollendete Höhe zeigt, wie sonst nirgends in 
Europa. — Sehr bedeutend ist auch der Hanf tLOJk — Die 
Gehänge und Vorlande der Apeninnen sind terrassenartig in 
Weinberge und Olivengärten umgewandelt. Hinsichtlich 
der ^)lerzeugung ist Italien überhaupt das erste 
Land der Welt. — Ebenso übertrifft es alle Länder 
Europas durch seine reichen Ernten an Südfrüchten und 
Kastanien *). 
b) An Haustieren züchtet man Esel und Maulesel und in 
den Maremmen Büffel. Ganz außerordentlich hervorragend ist 
die Seidenzucht, die ihren Hanptsih in der Lombardei hat; 
sie liefert vou der gesamten Seidenproduktion der 
Erde ein ganzes Drittel. — Auch die Hühnerzucht ist 
sehr bedeutend 2). 
c) Da Italien arm.ist an Metallen, so ist auch der Metall- 
bergbau nicht von der Bedeutung wie in andern Ländern 
Europas., Nur Elba ist sehr reich an Eisen. Dagegen hat 
Italien Überfluß an anderen Mineralien, vor allem an ver- 
schiedenen Marmor arten, die das Material zu den Pracht- 
bauten liefern oder auch zu Kunst- und Schmucksachen dienen. 
Berühmt ist in dieser Beziehung der weiße Marmor von 
Carara (karära) (an der Riviera). Für SMl^el ist Sizilien 
der wichtigste Fundort in ganz Europa. 
d) Die Industrie, im Mittelalter ein Muster sür die 
anderen europäischen Staaten, ist zurückgegangen. Es fehlt auch 
der Nerv der modernen Industrie, die Kohle, und auch die 
Wasserkraft der Flüsse ist unsicher. Unter den gepflegten In- 
dnstriezweigen steht die Erzeugung von Seidenstoffen und 
Glas waren oben an. Auch in Thonwaren leistet man 
Vorzügliches. Die Fayence oder Majolika hat von Faenza 
ihren Namen. Die Strohhutslechterei blüht besonders 
in Florenz und Umgebung, die Papierfabrikation am 
lignrischen Küstenstrich, der in dieser Hinsicht zu den wichtigsten 
Produktionsgebieten Europas gehört. 
e) Ein großer Teil der Bevölkerung befaßt sich mit dem 
zLUj&fr eigJLtö-exb e; namentlich bildet Italien den Mittelpunkt 
der mittelmeerischen Korallen^H^^i-tdesgleichen auch der 
Korallenindustrie). 
f) Der Handel Italiens erreichte seinen Höhepunkt im 
Mittelalter. Mit der Entdeckung Amerikas nahm seine Blüte 
ab, der Handel schlug nun andere Wege ein. In neuester Zeit 
') Wert der Früchteausfuhr 1886: fast 37 Mill. Fres. 
2) Wert der italienischen Eierausfuhr 1886: fast 30 Mill. Frcs.
	        
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