Full text: Das Deutsche Reich, Wirtschaftsgeographie und allgemeine Erdkunde (H. 3)

Herkunft der Erstarrungsgesteine, wie die Gesteine ihre Lage verändern. 127 
Wärme ausströmt und sich abkühlt, so mußte auch der im kalten Weltenraum krei- 
sende Erdball im Laufe der Zeit von seiner Wärme verlieren. Dadurch bildete sich 
auf der ganzen (Oberfläche eine anfangs dünne, dann mehr und mehr an Dicke 
zunehmende Kruste aus festem, erstarrtem Gestein, das man als Urgestein be- 
zeichnet. Mit der zunehmenden Abkühlung schrumpfte aber der Erdball ein (Kälte 
zieht die Körper zusammen), und da die Erkaltung von außen nach innen weiter 
fortschreitet, so hält auch das Zusammenschrumpfen noch an. Es vollzieht sich 
aber nicht stetig und gleichmäßig, sondern in Zwischenräumen und plötzlichen 
Zuckungen, und verursacht die Erdbeben, die in manchen Gegenden so häufig 
Schaden anrichten (Tafel 3). 
Infolge des Zusammenschrumpfens bilden sich, ähnlich wie beim erkalten- 
den Bratapfel, in der Erdkruste Falten, Erhöhungen und Vertiefungen. Unter den 
Falten aber entstehen vielfach mächtige Hohlräume, die mit feurigflüssiger Masse 
ausgefüllt werden. Im Laufe unendlich langer Zeiträume erkaltet die Schmelz- 
masse, und es entsteht daraus ein kristallinisches Gestein, Granit, Syenit u. a, 
(Tiefengesteine). Ein Teil der Schmelzmasse aber sprengt auch wohl gewaltsam 
seine feste hülle und dringt nach oben. Erreicht er die Erdoberfläche, so wird er 
zu Lava, die erstarrt und je nach ihrer Zusammensetzung als Porphyr, Lasalt, 
Trachyt usw. bezeichnet wird (Ergußgesteine). Der Basalt, der in Deutschland viele 
Berge bildet, nimmt beim Erkalten eine schöne sechsseitige oder unregelmäßige 
Säulenform an. (Rühre Stärke in warmem Wasser an! Beim Erkalten ordnet sie 
sich auch in Säulen, ähnlich dem Basalt.) A 
5. Wie die Gesteine ihre Lage verändern und sich Gebirge bilden. 
Wie kommt es nun, daß die Gesteine, die auf dem Grunde des Meeres hori- 
zontal abgelagert wurden, jetzt hoch aufgerichtet sind und Gebirge bilden, während 
wieder andere, wie die Kohlen, die einst als grüner Pflanzenteppich den Erdboden 
bedeckten, hunderte von Metern tief unter der Erdoberfläche lagern? — Diese 
Veränderungen haben ihren Grund 
a) in Hebungen, die die Festlandmassen erfahren haben. In manchen Ge- 
genden Europas kann man auch jetzt noch beobachten, daß der Boden sich hebt. 
Im Südosten von Schweden z.B. hat man Felsen an der Stelle gekennzeichnet, wo 
sie vom Hochwasser erreicht wurden. Im Laufe der Jahre fand man, daß sie sich 
beträchtlich über den Wasserspiegel erhoben, während eines Jahrhunderts um 
etwa 50—80 cm. Diese Bewegung ist freilich nur gering, in 1000 Jahren aber 
würde eine Hebung des Strandes von 6—8 m festzustellen sein. Ein großer Teil 
bisherigen Meeresbodens ist dann trockengelegt worden. Nun sind 1000 Jahre 
in der Bildung der Erdoberfläche eine nur kurze Spanne Zeit, und wir verstehen 
es, wie vor Millionen Jahren unsere deutschen Gebirge Meeresboden gewesen sind, 
der durch langsame Hebung des Landes in die höhe gestiegen ist. — Unternehmen 
wir eine Wanderung durch den harz, Thüringen, das Schwäbisch-Fränkische Stu- 
fenland, die Alpen, so finden wir überall Schichtgesteine mit Resten von Meeres-
	        
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