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Vogtland. Erzgebirge.
und Zugochsen betrieben. Die ausgedehnte Viehzucht begünstigte die 5lnlage von
Gerbereien. So hat Plauen (121) die größte Lederfabrik Deutschlands aufzu-
weisen. Die billige Triebkraft der Gebirgswässer und die Steinkohlen des benach-
barten Sächsischen Hügellandes werden in zahlreichen Spinnereien und Webereien
zum Betriebe der Maschinen verwendet. In Plauen verfertigt man Weißwaren
Musselin und Gardinen), in Gera (49) Wollwaren (Damenkleider-, Plüsch- und
Teppichstoffe). Die holzschätze des oberen Vogtlandes werden in Mark neu-
kirchen, Klingenthal u. a. (D. zu Musikinstrumenten verarbeitet (Geigen,
Blasinstrumente, Harmonikas). Etwa 50 »/o der Bevölkerung finden damit den
Erwerb. Der Absatz aller dieser Erzeugnisse wird durch die Gunst der Verkehrs-
läge des Vogtlandes gefördert. Durch dieses zieht nämlich von Leipzig aus nach
Süden eine uralte Handelsstraße, jetzt Eisenbahn, die im Mittelalter durch einen
kaiserlichen „Vogt" geschützt wurde. Bei Plauen teilt sie sich - ein Strang verläuft
längs des Elstertales gegen Eger hin, ein anderer über Hof nach Nürnberg, ein
dritter über Hof nach Regensburg-München.
Das Erzgebirge wird von den rauhen Nord- und Nordwestwinden getroffen.
Daher haben besonders die oberen Teile ein kaltes Klima,' man bezeichnet sie als
das „sächsische Sibirien". Die Winde bringen aber auch viel Feuchtigkeit mit, die in
dem undurchlässigen, tonigen Verwitterungsboden des Granits, Gneises und Glim-
merschiefers schwer versickert, so daß Moore entstanden sind, die das Huellgebiet
zahlreicher Gebirgsbäche bilden. Die außerordentliche Feuchtigkeit fördert den «
holzwuchs der großen Wälder und den Graswuchs auf den Wiesen. Forstwirtschaft
und Viehzucht haben daher für die Bewohner des oberen Erzgebirges mehr Be-
deutung als der Ackerbau, der hier nicht recht lohnt.