Italien.
221
196. Nalien.
1. Übersteigt man von Deutschland aus die Alpen, so kommt man
nach Italien, und zwar zunächst in das Lombardische Tiefland,
welches vom Po durchflossen wird. Zitronenhaine gibt es hier noch nicht,
doch schöne Olbäume, und besonders gedeiht der Maulbeerbaum, weshalb
die Seidenzucht von vielen Einwohnern als Erwerbszweig betrieben wird
Edle Kastanien, Feigen, Mandeln und Melonen wachsen in Menge. In
den feuchtheißen, ungesunden Sumpfgegenden wird viel Reis gebaut,
außerdem Weizen und Mais. Der Mais keimt, wächst und reift in 50
Tagen und wird gewöhnlich erst hinter dem Winterweizen her gesät, so
daß man zweimal erntet. Der Landmann ist meist Pächter oder nur
Arbeiter; das Land gehört reichen Gutsherren. Wiesen und Felder sind
durch Ulmen und Maulbeerbäume umsäumt, an denen Weinreben empor—
ranken; so sieht die sonst einförmige Ebene wie ein lichter Wald aus
2. Unter den Städten zeichnen sich Venedig und Mailand aus.
Letztere Stadt ist die reichste Italiens und berühmt durch ihren großen,
aus weißem Marmor erbauten Dom. Venedig ist auf lauter Inselchen am
Adriatischen Meere erbaut. Eine 5 km lange Eisenbahnbrücke führt vom
Festlande aus hinüber; die zahlreichen engen Gassen sind durch kleine
Brücken miteinander verbunden, die man über die vielen Kanäle gebaut hat.
Auf den Kanälen vermitteln Gondeln den lebhaften Verkehr. Dem Reisenden,
der sich dieser wundersamen Stadt nähert, kommt es vor, als steige sie mit
ihren Türmen und Marmorpalästen unmittelbar aus den Wogen des Meeres
empor. Einst war sie die Beherrscherin des Meeres und hatte manchen
harten Kampf mit den Türken auszufechten.
3. Vom Lombardischen Tieflande an ziehen sich die Apenninen die
ganze Halbinsel entlang gen Süden. Der nördliche Teil dieses Gebirges
schließt sich an die Alpen an und umgibt mit seinen kahlen Bergen den
Busen von Genua. Von hier aus erstreckt sich weithin nach beiden Seiten
ein schmaler Küstensaum, vor den Nordwinden geschützt und den anprallenden
Sonnenstrahlen ausgesetzt; daher ist er so warm, daß Lorbeerbäume, Oliven,
Orangen, Zitronen, ja sogar Palmen gedeihen. An diesem Küstenstriche liegt
auch San Remo, der Ort, in welchem Kaiser Friedrich III. als Kron—
prinz Heilung von seinem schweren Leiden suchte. Südöstlich von Genua
liegt Florenz, eine der schönsten Städte der Erde.
In unbebauter Ebene am Tiber breitet sich das ewige“ Rom,
die Hauptstadt Italiens, aus. Hier wohnt der Papst, deshalb ist die Stadt
der Mittelpunkt der katholischen Christenheit Zahlreiche alte Bauwerke er—
innern an vergangene Zeiten. Ein äußerst prächtiger Bau ist die Peterskirche.