Full text: Allgemeine Erdkunde, Die außereuropäischen Erdteile, Europa (ohne Deutschland) (H. 1 = 3. Kl)

Heft § 80 
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2. Tie nordchinesische Ebene war einst ein Teil des Gelben Meeres. Heute 
wird ihr Grundgebirge, das wohl fast ganz dem Steinkohlengebirge (Karbon) an- 
gehört, überlagert von dem Lößschlamm des Hoangho, den dieser aus dem Berg- 
land herabtrug. Hier oben im Gebirge liegt der Löß in so ungeheurer Mächtigkeit, 
daß die Bergrücken aus ihm herausschauen wie etwa die Dachfirsten aus einem 
völlig verschneiten Dorf. (Die senkrecht eingeschnittenen Flußtäler! Nordchina 
das verstaubte Land der Gelberde!^ Infolge seiner ungeheuren Schlammassen 
(in 1 cbm Wasser 5500 ccm Schlamm, beim Rhein bis zu 300) wechselte er seit 
602 v. Chr. zehnmal die Mündung. So mündete er z. B. vor 1852 in der Nähe 
des Jaugtsekiaug, hat also inzwischen eine Schwenkung gemacht, der eine bei 
Bingen beginnende Rheinabschwenkung nach Lübeck entsprechen würde. Im 
vorigen Jahrhundert durchbrach er fünfmal die bis zu 14 m hohen Dämme. (Bei¬ 
name „Der Kummer Chinas".) 
3. Südchina ist eine alte (paläozoische) starre Scholle (Richthofens „Sinifche 
Scholle"), deren gebirgsftauende Bedeutung wir bereits kennenlernten (f. §61,4). 
Es ist ein stark durchlöchertes Schollenland (Südchinesischer „Gebirgsrost"), das in 
seiner Mannigfaltigkeit an das-mitteldeutsche Gebirgsland erinnert. Im Gegen- 
satz zu dem ewig verstaubten Nordchina trägt es einen srischgrünen Charakter 
(immergrüne Pflanzenwelt auf Lateritboden^). Es ist Chinas Reis- und Tee- 
gebiet (Nordchina mehr das Weizen-, Baumwoll- und Gemüsegebiet). — Der 
Jangtfekiang (in China vou niemand Blauer Fluß genannt), die Lebensader 
Chinas, ist bis 1700 km aufwärts mit Dampfern, bis 2700 km mit Booten befahr¬ 
bar und wimmelt von Fahrzeugen aller Art. (Der Hoangho für die Schiffahrt 
fast nutzlos; Grund?) 
Ib. Geschichtliches über China. 
£ 8(1 1. Das erste Jahr des chinesischen Kalenders entspricht dem Jahre 2637 v. Chr.! 
Bereits die ältesten Überlieferungen berichten von bedeutenden Herrschern, von Seidenraupen- 
zucht uud Kanalbauten. Dieses älteste chinesische Reich befand sich im nordchinesischen Berg- 
land (in den Provinzen Schaust und Scheust; Hauptstadt Si-ugau, heute 1 Mill. Eiuw.). 
2. Um 500 v. Chr. schuf Konfutse seine Sittengesetze, die dem chinesischen Volk bis heute 
seinen inneren Halt gaben (Solou 600 v. Chr.). 250 v. Chr. Erbauung der Großen Mauer. 
3. Um 1200 erlag China den Mongolenscharcn Tschenqis-Chans. Zur Zeit seines Enkels 
(Kublai-Chau), der Peking statt Karakornm (bei Urga) zur Residenz machte, kam Marco Polo 
nach China (§59). Die Mongolenherrschaft wurde durch die einheimische (die Ming-) 
Dynastie abgelöst. Unter ihr setzten sich-die Portugiesen in Macao fest, uud die Jesuiten kamen 
ins Land. Sie war die letzte der einheimischen Dynastien. 
4. 1644 drangen trotz der Mauer die Mandschu aus der Mandschurei ein, zwangen 
die Chinesen zum Zopftragen und gründeten die (Tsing-)Dynastie, die bis 1912 re- 
gierte. 1660 wnrde den Franzosen, 1670 den Engländern der Handelsverkehr mit Kanton 
gestattet, und 1688 den Russen erlaubt, alljährlich einmal eine Handelskarawane nach Peking 
zu senden. 
5. 1840—42 erzwangen die Engländer durch den sog. Lpiumkricg die Öffnung 
Chinas für den Handelsverkehr. Die Engländer bekamen Hongkong, und außer Kanton 
wurden 4 weitere Häsen für den Verkehr geöffnet, darunter auch Schanghai. 
6. 1850—65 tobte die Taiping-Rcvolution (Taiping = „Großer Frieden"), durch die 
die Fremdherrschast der Mandschns gestürzt werden sollte (vgl. die Revolution von 1911/12). 
Sie wurde erst durch die Unterstützung der Franzosen und Engländer (die im übrigen um dieselbe 
1) Hoaugho — Gelber Fluß; Hoaughai — Gelbes Meer; Hoangti (ein Titel des Kaisers) 
— Gelberde; Gelb ist auch die Hoffarbe. 
2) Latent ist ein den Tropen eigentümlicher Lehm.
	        
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