Full text: Allgemeine Erdkunde, Die außereuropäischen Erdteile, Europa (ohne Deutschland) (H. 1 = 3. Kl)

Heft § 3 I. Der Erdkörper als Ganzes. 2 
2. Die Erdwärme ist nur bis zu einer Tiefe von 20 m von der Sonnen¬ 
bestrahlung (Insolation, vom lat. sol - Sonne) abhängig. 
3. Unterhalb dieser Stufe kommt die Eigenwärme der Erde zum Ausdruck, 
und zwar steigt diese nach innen hin mit je 3373m (int mutmaßlichen Durch¬ 
schnitt, denn es herrschen große Verschiedenheiten [25—40 m]) um 1° C: geo- 
thermische Tiefenstufe ^). 
In einer Tiefe von rund 70 Km (rund 1/l00 des Erdhalbmessers) herrscht demnach eine Tempe- 
ratur von 2000° C2), das ist eine Temperatur, bei der alle Gesteine feuerflüssig 
sein müßten (Silber schmilzt bei 1000°, Eisen bei 1600, Platin 
bei 1700, Granit und Lava bei 2000°). Doch ist zu bedenken, daß 
bei starkem Druck, wie er in der Tiefe vorhanden ist, die Schmelz- 
punkte viel höher liegen. Den Gürtel des Erdinnern, wo 
ohne Druck die Gesteine feuerflüssig sein würden, wo sie e§ in 
Wirklichkeit aber wegen des gewaltigen Druckes noch nicht sind, 
nennt man die Zone der „latenten Plastizität" (vomlatein. 
latere — verborgen und französ. plasticit6 = Formbarkeit). 
Die Zone des feurig-flüssigen Zustandes beginnt infolge- 
dessen keineswegs schon mit 70 km, sondern vielleicht erst mit 
300 km (nach einigen erst mit 2000 km). Unter der festen Erdkruste 
einschließlich der „latenten Plastizität") denkt man sich — s.Abb. §2 Abb. §2. Schematische 
zunächst eine zähflüssige Masse, Magma) genannt (griech. = Darstellung des Erd- 
Teig) uud dann erst die Zone der „eigentlichen Flüssigkeit", innern. 
die ihrerseits den Gaskern umhüllt, der sich von außen nach innen Mach Günther.» 
wiederum in verschiedenen Stadien befindet^). Das sind aber alles 
nur Mutmaßungen. Etwas Sicheres darüber, ob das Erdinnere sest, feurig-flüssig oder gas- 
förmig sei, läßt sich nicht sagen. Das hohe spezifische Gewicht des Innern (s. oben) ist auch 
bei einem Gas kern möglich, da dieser bei der ungeheuren Verdichtung mindestens so starr 
und schwer seiu müßte wie irgend ein fester Körper. Es braucht das Junere also nicht notwendig 
aus Eisen oder einem festen Körper von ähnlichem spezifischen Gewicht (7,8) zu bestehen. 
C. Der Erdmagnetismus. 
3 1. Die Erde ein Magnet. Der magnetische Nordpol befindet sich in Boothia 
(bnßiä) Felix, der Südpol unter74° südl. Br. und 146° östl. L. — Was versteht 
man unter Deklination und Inklination der Magnetnadel^)? Beide unterliegen 
regelmäßigen und zufälligen Schwankungen aus verschiedenen Ursachen (magne- 
tische Strömungen aus der Erde, Veränderungen auf der Sonne: Sonnenflecke, 
Protuberanzen). Die Deklination (Mißweisung) für Berlin beträgt zurzeit 10° 
westlich. 
2. Mit dem Erdmagnetismus hängt auch die Erscheinuug des Polarlichtes (Nordlicht und 
Südlicht) zusammen, die am häufigsten irrt Gebiet der magnetischen Pole auftritt. Tie färben- 
prächtigste Form ist die sog. Draperie, bei der farbige senkrechte Lichtbänder wie Vorhänge im 
Winde zu flattern scheinen (s. Bild § 3). Vielleicht handelt es sich um elektrische Ausgleichungen, ahn- 
i) Gemessen in Bohrlöchern. Die tiefsten in Deutschland sind bei Rybnik in Ober- 
schlesien, 2003 m, bei Schladebach bei Leipzig, 1748 m, bei Lieth bei Altona, 1338 m. 
-) Im Erdkern rund 200 000° C. 
3) Deu Gaskern bilden ganz im Innern sog. „einatomige Gase", da die Gase hier bei 
der ungeheuren Verdichtung keine Verbindungen eingehen können. 
4) Die Linien gleicher Deklination heißen Jsogonen, diejenigen gleicher Inklination 
Jsoklinen.
	        
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