Zweiter Hauptteil:
Die außereuropäischen Erdteile.
Asien.
44 Mill. qkm, 830 Mill. Einw., 19 auf 1 qkm.
1. EnLdeckungs- und Erforschungsgeschichte.
$ 59 Kleinasien war bereits zu Herodots Zeit (460 v. Chr.) bekannt. Eine gewaltige Erweite-
ruug erfuhren die Kenntnisse über Asien durch den Zug Alexanders des Großen (330—325),
der den kühnen Eroberer bis au den Jaxartes (Syr Darja) und den Indus führte. Die Römer
habeu wenig zur Erforschung Asiens beigetragen. Erst die Kreuzzüge und der sich anschließende
friedliche Verkehr brachten eine Erweiterung der Kenntnisse. Ten Osten erreichte 1275 als
erster Europäer Marco Polo aus Venedig.
Was er nach jahrelangem Aufenthalt in China über dieses Land und über das goldreiche
Zipangu (Japan) berichtete, erregte das größte Aufseheu und wurde neben der Sehnsucht uach
Indien für Kolumbus die Haupttriebfeder feiuer Entdeckungsfahrt. — Nach der Entdeckung
des Seeweges nach Indien (Pasco de Gama 1498) erreichten die Portugiesen nicht blvs;
Indien, sondern auch China (1517) und Japan (1542), und die angeknüpften Handelsverbin-
düngen brachten weitere Kenntnisse über Süd- und Ostasien. — Nordasien wurde durch die
russischen Eroberungen (1579—1639) bekannt. 1648 wurde die Ostspitze (an der jetzigen Berings-
straße) entdeckt, die 1725 von Bering umfahren wurde. 1878/79 umschiffte Nordenskiöld den
ganzen Norden und. Osten Sibiriens.
Um die spätere wissenschaftliche Erforschung Asiens, die erst im 19. Jahrhundert
einsetzte, haben sich mehr als 200 Reisende verdient gemacht, ganz besonders Russen (Nord-
und Jnnerasien) und Deutsche (Süd-, Ost- und Jnnerasien). Der erfolgreichste unter den Russeu
war der General Prschewalsli, der 1870—85 China, die Mongolei, Tibet und die Gobi bereiste. -
Unter deu Deutschen zeichneten sich aus die Gebrüder Zchlagintweit, die zunächst Indien durch-
forschten (1854—57), dann den Himalaja und den Kuenlun überstiegen (1864) und bis zum Tarim-
decken Vordraugen, und von Richthofen, der berühmte Erforscher Chinas (1862, 1870—72). —
Der erfolgreichste Asienreisende der letzten Jahrzehnte war der Schwede Sven Hedin, der auf
drei Reisen Jnnerasien erforschte. Seine erste Reise (1894—96) führte ihn durch das Pamir-
Hochland, das westliche Ostturkestan und das nördliche Tibet nach Peking. Auf der zweiten
Reise (1899—1902) erforschte er das Gebiet des Tarim und Lob-nor, versuchte, als Pilger
verkleidet, nach Lhasa vorzudringen, woran er aber von den Tibetanern verhindert wurde, wandte
sich dann wieder westwärts uud erreichte Kaschgar, nachdem er fast seine ganze Karawane durch
die furchtbaren Strapazen verloren hatte. Auf der dritten Reife (1906—08) erforschte er das
südliche Tibet genauer. Er entdeckte hier nördlich vom oberen Brahmaputra eiü mächtiges
P nrallelgebirge zum Himalaja, das diesem an Länge und Höhe gleichkommen soll (Trans-
Himalaja oder Hedingebirge) nnd stellte fest, daß das südliche Tibet nicht eine Hochfläche, sondern
eine von mindestens acht, vom Pamir ausgehende Längsketten durchzogene Gebirgslandschaft ist.
2. Die Lage und der Bodenaufbau Asiens.
Zur Wiederholung des Präparandenstosfes: Wo verlaufen der Äquator,
der Nördliche Wendekreis, der 40. nnd 50. Breitenkreis und der Nörd-
liche Polarkreis? Der Mittelmeridian ist der 90.° ö. v. Gr. — Süd¬
punkt des Festlandes Kap Bnru, 1V30 Nordbreite (die südlichste Suudainsel unter >
11° Südbreite). Nordpunkt: Kap Tscheljnskin 77Vi0, Nordsüdausdehnung also fast
90° == i/4 Erdumfang. — Westpunkt: Kap Baba, 26° ö. v. Gr.; Ostpunkt: Ostkap auf
derTschnktschen-Halbinsel, 190° ö. v. Gr.; Zeitunterschied 11 Stunden (Europa 4^/zStunden).