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Bodenbeschaffenheit und Erwerb. Vielfach hat die mittelfränkische
Tafelfläche sandigen Boden, die Täler aber erfreuen sich großer Fruchtbarkeit
nnd erzengen viel Getreide und Hopfen, besonders das Rezat- und Aischtal.
Die Beschaffenheit des Bodens drängte die Bevölkerung zum Gewerbe, das
besonders im mittleren Negnitztal zu hoher Entwicklung gelangt ist.
Mittelfranken ist die gewerbetätigste Provinz im rechts-
rheinischen Bayern, seine Bevölkerungsdichte steigt auf
114 Einwohner auf 1 qkrn. (Deutsches Reich 112 Einw.
auf 1 qkm.)
An der Regnitz: Ansbach, 18000 Einw., die Kreishauptstadt mit dem
alten Markgrafenfchloß, ^itz vieler Behörden; Spalt treibt starken Hopfen-
bau in der Umgebung; Weißen bürg i. B. erzeugt Gold- uud Silbertressen,
Roth („am Sand") hat Drahtfabxikeu, Schwabach Nadelfabriken, Fürth,
60000 Einw., besonders Spiegelsabriken; mit Fürth fast zusammengebaut ist
Nürnberg au der Pegnitz, 300000 Eniw., die erste Industrie- nnd Handelsstadt
Frankens und Bayerns. Es liegt in der Mitte des Regnitzbeckens, wo drei Wasser-
straßen zusammentreffen: die Pegnitz, die Regnitz uud der Ludwigs-Donau-Main-
kanal; außerdem liegt Nüruberg im Schnittpunkte der besonders im Mittelalter
hochwichtigen Verkehrsstraßen Angsbnrg—Leipzig und Würzburg—Regensburg.
Hente erscheint die Stadt als der Mittelpunkt eines reichverzweigten Schieueuuetzes
(„siebenzackiger Eiseubahnstern"). Seit den Zeiten des Mittelalters steht Nürn-
berg in hoher Blüte („Nürnberger Tand geht durch alle Land"). Nürnberger
Spielwaren und Lebkuchen wie die Faberschen Bleistifte haben Weltruf; hervor-
ragend ist auch Nürnbergs Eisen- und Kleiuindustrie sowie das Schuckertsche
Elektrizitätswerk. An herrlichen Bauwerken uud Kuustschätzeu aus der Blütezeit
der deutschen Kunst im Mittelalter ist Nürnberg wohl die erste Stadt in Deutsch-
laud (Lorenzer- und Sebalduskirche, die altertümlichen Tore, das Germanische
Museum u. a.). Deutschlands größter Maler, Dürer, und sein größter Meister-
singer, Hans Sachs, sind hier geboren. („Wenn einer Deutschland schauen und
Deutschland lieben soll, muß man ihm Nürnberg nennen, der edlen Künste voll.")
An der Grenze gegen Oberfranken die Universitätsstadt Erlangen mit
großen Brauereien. An der Tauber die frühere Reichsstadt Rothenburg,
das noch ganz die mittelalterliche Bauart erhalten hat. An der Altmühl: die
Bischofsstadt Eichstätt, dann Solnhosen mit den berühmten Steinbrüchen.
2. Die unterfränkische Platte und ihre Siedelungen. Oberflächen-
g est alt. Die Haßberge, Steigerwald, Spessart und Rhön umschließen das
Maindreieck oder das Bauland Unterfrankens mit dem fruchtbaren Schwein-
furter, Gerolzhofener und Ochsenfnrter Gau.
Erwerb, Siedelungen. Mildes Klima (Januartemperatur in Würz--
bürg 0°), reiche Bewäfferuug und ergiebiger Lößboden ermöglichen Acker- und
Gartenbau, der Getreide, Gemüse, Obst uud Wem hervorbringt. Vielfach
wird der Boden zu doppeltem Ertrage gezwungen, ein und dasselbe Feld trägt
neben Getreide, Wein oder Gemüse auch Obst.