Full text: Viertehalb Jahrhunderte (Bd. 2, Abth. 2)

Kaiser Karl V. und die Kirchcnirennung in Deutschland. 597 
katholischen Gottesdienstes hindern. Doch hiergegen legten die lutherischen 
Stände, die eine für sich errungene Freiheit den Katholiken nicht gestat¬ 
ten und ebenso wenig auf das Recht fortwährender Bekämpfung der Kirche 
verzichten wollten, eine Proteftation oder Verwahrung ein, von welcher 
seitdem die ganze Partei in Deutschland und nicht minder in den übrigen 
Ländern den Namen der Protestanten erhielt. Nachdem man so für 
die Unheilbarkeit der Spaltung Zeuguiß gegeben, wurde die Hülfe gegen 
die Türken, an deren Bekämpfung das Reich durch die Kirchentrennung 
bisher gehindert worden war, bewilligt. 
11. Die Türken hatten unter Bajazets II. Nachfolger Selim I. 
(1512—1520) ihr Reich in Asien erweitert. In Asien hatte sich aus 
der Zersplitterung, die auf Timurs Tod gefolgt war, erst fast ein Jahr¬ 
hundert später eine große Macht herausgebildet, die Macht des großen 
Mongolen oder Großmoguls zu Delhi, beginnend mit Timurs Abkömm¬ 
ling Baber, dessen Reich schon bestand, als die Portugiesen in Indien 
erschienen. In Dschagatai erhielten sich nur kleine Herrschaften unter 
Nachkommen Timurs, während der Stamm der Usbeken das Land über¬ 
schwemmte, um sich bald in eine Anzahl nomadischer Horden aufzulösen. 
Im Süden breiteten von den Grenzen des Trapezuntischen Reiches nach 
Südosten durch die Länder des Euphrat und Tigris und das westliche 
Persien hindurch die Turkomanen, ebenfalls aus den nördlichen Steppen¬ 
ländern stammend, ihre Macht aus. Auf den Trümmern der turko- 
manischen Macht gründete Ismael Sophi (1503—1523), der sich für 
einen Nachkommen Ali's ausgab und so die Schiiten um seine Fahne 
sammelte, unter dem Namen eines Schahs ein Reich im westlichen Persien. 
Der Einfälle der Usbeken erwehrte sich dieses Reich. Aber von Selim 
wurde es um die Euphrat- und Tigrisländer geschmälert. Weiterer 
Schmälerung entging das Reich Sophi's dadurch, daß Selim seine Waffen 
nach Syrien und Aegypten wandte und diese Länder den Mameluken 
entriß. Selims Nachfolger Suleiman I., der Prächtige (1523—1566) 
befestigte durch neue Siege, in deren Laufe im Jahre 1534 Bagdad 
erobert wurde, die osmanische Herrschaft in den dem Reiche der Sophi 
entzogenen Gebieten, und schwächte dasselbe so sehr, daß ein altes 
christliches Königreich Georgien, dessen in Tiflis wohnende Könige sich 
gegen die Turkomanen vertheidigt hatten, aber dem Ismael Sophi er¬ 
legen waren, unter dessen Nachfolger Thamasp sich frei machen konnte. 
Unter Suleimans kräftiger Negierung bedrängten nun die Osmanen 
auch mehr als je die Christenheit. Im Jahre 1522 mußten die Jo¬ 
hanniter nach einer heldeumüthigen Verlheidigung, da sie vergeblich die 
Christenheit um Hülfe angerufen, von Rhoduö weichen, und im Jahre 
1530 erhielten sie von Karl die zu seinem sicilischen Reiche gehörige 
Insel Malta mit dem Aufträge, sich fortwährend dem Kampfe gegen
	        
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