Object: Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte

Manngeld, gesühnt werden, wenn nicht die Blutrache vorgezogen worden 
war. Oft aber wurden auch die Verbrecher von Haus und Hof verjagt 
und ins Elend oder Ausland getrieben, wo sie als Verfolgte oder 
Recken ein kümmerliches Leben führen und gewöhnlich in fremde Kriegs¬ 
dienste treten mußten. 
Die Gauversammlung ward vom Fürsten, d. h. Vordersten, geleitet. 
Ihn wählte man in der Volksversammlung auf Lebenszeit aus der Zahl 
der Edelinge. In dieser sprach man auch Recht über Landesverrat und 
Feigheit. Als größte Strafe galt die Ausweisung aus dem Lande, daher 
kommt Elend, d. H. außer Landes. Die Volksversammlung beriet ferner 
über den Krieg, bot den Heerbann auf und wählte aus den tapfersten 
Edelingen einen Herzog, der vor dem Heere des Stammes herzog. Sein 
Amt endete mit dem Kriege. Der Fürst war der Führer, der Vorderste 
seiner Gaugenossen. Bei manchen Stämmen, wie z. B. den Goten, gab 
es Könige, welche die Amtsgewalt der Fürsten und Herzöge in sich ver¬ 
einigten, in Friedenszeiten die obersten Richter und in Kriegszeiten die 
Heerführer waren. 
Die Kämpfe der Germanen, 
1. Ursachen. Die Urheimat der Germanen waren jedenfalls die 
baumlosen, aber wiesenreichen Steppen von Südostrußland, wo sie ein 
einfaches Hirten- und Wanderleben führten und Rinder, Schafe, Ziegen, 
Pferde, Schweine und Hunde züchteten. Aus den getrockneten Tierhäuten 
stellten sie ihre Hütten und Hüte her. Die Kuh spielte die Hauptrolle, 
darum ist auch das Wort Kuh mit Gau verwandt, denn jeder Stamm 
hatte soviel Land, als seine Kühe Weiden brauchten. Gleich ihren Ver¬ 
wandten, den Römern, Griechen und Kelten (Galliern) drangen die Ger¬ 
manen allmählich nach Westen vor und vertrieben namentlich die Kelten 
aus ihren Wohnsitzen. Schon viele Jahrhunderte vor Christi Geburt 
besiedelten sie die Länder zwischen Weser und Weichsel. Unaufhörlich stritten 
die einzelnen Stämme um den Besitz guter Weide- und Wohnplätze und 
Salzquellen. Völlig zur Ruhe und seßhaften Lebensweise waren sie auch 
hier noch nicht gekommen. Sobald ihrer zuviel wurden, mußte der jüngere 
Nachwuchs auswandern und sich mit dem Schwerte in der Hand neue 
Wohnsitze erkämpfen. So drangen sie bis an und über den Rhein vor. 
Da sie nun auch ins römische Reich eindrangen und oft raubten, was 
ihnen wertvoll dünkte, gerieten sie mit den kriegsgeübten Römern in Streit.. 
Die Römer besaßen ein großes Weltreich, zn dem Italien, Frankreich 
(Gallien), Spanien, die Balkanhalbinsel, Kleinasien, Syrien, Palästina, 
Ägypten samt ganz Nordafrika gehörten. Auch das Land unsrer Vorfahren 
wollten die Römer erobern, damit die Raubzüge der Germanen aufhörten 
und das römische Reich noch mehr vergrößert würde. Die ersten Ger¬ 
manen, mit denen die Römer Krieg führen mußten, waren die Kimbern 
und Teutonen. 
2. Die Kimbern und Teutonen (113—101 v. Chr.). Die Kimbern 
wohnten im nördlichen Teil von Deutschland an den Ufern der Nord- und 
Ostsee. Vermutlich durch Hunger und Überschwemmungen aus ihrer Heimat
	        
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