Object: Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten

144 Die Völkerschlacht bei Leipzig. §. 33. 
war, um eine Vereinigung der drei Hauptarmeen in Napoleon's 
Rücken zu versuchen, verließ dieser Dresden, damit er nicht von Frank¬ 
reich abgeschnitten werde, und zog sein Heer bei Leipzig zusammen, 
wo er in der großen Völkerschlacht am 16. und 18. October an 
der Tapferkeit und zuletzt auch an der Uebermacht der Verbündeten 
vergebens seine Streitkräfte erschöpfte. 
An dem ersten Tage der großen Völkerschlacht bei Leipzig kämpfte 
Napoleon gegen die (auf drei Schlachtplätzen zerstreute) Hauptmacht der Verbün- 
beten unter Schwarzenberg im Süden Leipzigs (bei Wachau) ohne Entscheidung, 
während Blücher unb Kork im Norben Leipzigs (bei Möckern) in äußerst blutigem 
Kampfe über Marmont siegten. Der 17. verging ohne Kampf ber Hauptmassen, 
weil Napoleon Friebensanträge in bas Hauptquartier ber Verbünbeten an seinen 
Schwiegervater, Kaiser Franz, sanbte (worin er sich erbot, Hannover unb bie Re- 
Unionen im Norben Deutschlanbs zurückzugeben, aus bie Herrschaft über Warschau, 
Jllyrien unb ben Rheinbunb zu verzichten unb sich nach Abschluß eines Waffen- 
stillstanbes sofort über ben Rhein zurückzuziehen). Der Friebensbote würbe nicht 
einmal mehr einer Antwort gewürbigt; inzwischen waren weit über 100,000 Mann 
Verstärkung bei ben Verbünbeten eingetroffen, so baß diese am 18. Oet. Napoleon's 
145,000 M. mehr als 300,000 M. entgegenstellen konnten; boch reichte ein Theil 
berselben hin, um die Schlacht zu entscheiden. Der Uebergang ber Sachsen war 
ohne Einfluß auf bie Entscheidung. 
Nach einem Verluste von mehr als 30,000 M. an Todten und 
Verwundeten (und 15,000 Gefangenen) trat die geschlagene Armee 
(noch 4-00,000 M.) ihren Rückzug an ohne rasche und energische Ver- 
folgung Seitens der Verbündeten. Napoleon warf noch (bei Hanau) 
die (schon vor der Schlacht bei Leipzig abgefallenen) sich ihm ent- 
gegenstellenden Baiern (unter Wrede) zurück und entkam, von Streif- 
schaaren der Kosaken stets beunruhigt, (mit 70,000 M.) bei Mainz 
über den Rhein (2. Nov.). 
Die nächsten Folgen dieses Ausgangs waren noch bedeutender, 
als die der russischen Katastrophe, nämlich: 1) die Auflösung des 
Rheinbundes, 2) die Auflösung des Königreichs Westfalen, so wie 
der Großherzogthümer Frankfurt und Berg, 3) die Räumung der 
noch von den Franzosen besetzten Festungen, deren Besatzungen zu 
Kriegsgefangenen gemacht wurden; am längsten blieb Davoust in 
Hamburg (bis 26. Mai 1814), 4) die Wiedereroberung Hollands 
durch Bülow, wo das nach Erlösung vom Continentalsystem mehr 
als anderswo schmachtende Volk den Prinzen von Oranien zum sou- 
verainen Fürsten der Niederlande ausrief, 5) Jllyrien und das süd¬ 
liche Tyrol fielen unter manchen blutigen Gefechten an Oesterreich 
zurück.
	        
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