102
D Länderkunde Europas.
wohnt Frankreichs beste seemännische Bevölkerung. An der Spitze der Halbinsel
liegt der Kriegshafen Brest [Msst].
c) Ter nordöstliche Teil des Französischen Tieflandes ist das Gebiet der Seine
(Bild 48). Sie durchfließt mit ihrem rechten Nebenfluß, der Marne, die Ebene der
weinreichen Champagne. Auf den hier nach den Flußufern sich neigenden Ab-
hängen wachsen die Weine, aus denen der weltberühmte Schaumwein oder Cham-
pagner bereitet wird. Hauptort der Schaumweinherstellung ist Reims.
Das Klima des Seinebeckens ist infolge der tiefen Lage und der Nähe des Meeres
mild; daher erzeugt der Weizenbau auf dem fruchtbaren Boden reiche Ernten. Ten
Mittelpunkt der stark bevölkerten Landschaft bildet Paris (2,8 Mill. E.), ein Knoten¬
punkt zahlreicher Wasserstraßen und Eisenbahnen, die größte Festung der Erde.
Sie ist die erste Industrie- und Handelsstadt des Landes und ist reich an großartigen,
herrlichen Bauwerken. In der Nähe von Paris liegt Versailles mit dem prächtigen
Schlosse der früheren französischen Könige, in dem König Wilhelm I. am 13. Januar
1871 zum Deutschen Kaiser erklärt wurde. Von Paris ab fließt die Seine lang-
famen, gewundenen Laufes durch ein fruchtbares, reich bebautes Hügelland an Rouen
(Bild 48) vorüber und mündet bei Le Havre, dem wichtigsten Handelshafen Frank-
reichs nächst Marseille.
Ostlich und westlich der Mündung ziehen sich obst- und getreidereiche Küsten-
landschaften hin, darunter das Hügelland der Normandie. An der Nord-
küste der Normannischen Halbinsel entstand zum Schutze der französischen
Kanalküste der Kriegshafen Cherbourg.
3. Bewohner. Die heutigen Franzosen sind in ihrer Hauptmasse Nach-
kommen der alten Kelten oder Gallier, die nach der Unterwerfung durch die
Römer deren Sprache annahmen. So bildet das Latein den Grundstock des
Französischen. Von den germanischen Franken, die im 5. Jahrhundert n. Chr.
Gallien eroberten, empfing das Land seinen neuen Namen Frankenland oder
»la France«. Die Zahl der fast ausschließlich katholischen Bewohner ist seit
längerer Zeit gleich geblieben.
4. Wirtschaftliche Verhältnisse. Da der Boden sehr fruchtbar ist, beschäftigt sich
fast die Hälfte der Bevölkerung mit Landwirtschaft und Weinbau. Die Hauptbrot-
frucht der Franzosen ist der Weizen. In der Gewinnung und Ausfuhr von Wein
übertrifft Frankreich alle Länder der Erde, im Obstbau alle europäischen Länder.
Legte somit die Fruchtbarkeit des Landes den Gnmd zu seinem alten Reichtum, so
verstanden es die Franzosen, ihn noch zu steigern durch frühzeitig erworbene
Fertigkeit im Herstellen von mannigfachen gewerblichen Erzeugnissen, so in
Gegenständen der Kunst, in Luxus- und Modewaren, namentlich in Wollgeweben
und Seidenstoffen. So ist Frankreich infolge seiner Naturgaben eins der
blühendsten und reichsten Länder Europas.
5. Regierungsform. Frankreich ist eine Republik, an deren Spitze ein
Präsident steht.
Zu Frankreich gehört die von Gebirgen erfüllte Insel Korsika, das Ge-
burtsland Napoleons I.
Außerdem besitzt es große Kolonialgebiete, namentlich in Asien und Afrika.