Full text: Heimatkunde der Provinz Sachsen (Sachsen)

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Heimatkunde der Provinz Sachsen. 
Uulturbild. 
I. Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 
1. Landwirtschaft. Infolge des fruchtbaren Lodens und des milden 
Klimas ist die Landschaft zur „Goldnen Aue", zur Kornkammer Nordthüringens 
geworden. Sie gehört zu den fruchtbarsten Gefilden unseres Vaterlandes. 
Wogende Getreidefelder, unterbrochen von dem satten Grün ausgedehnter 
Zuckerrüben- und süßduftender Nleeflächen bedecken weithin das Gelände. fluch 
Blumenkohl, Ivirsing, Weißkraut und andere K o h l a r t e rt gedeihen in dem 
humusreichen Loden vorzüglich. Oie sonnigen Abhänge der Höhenzüge, die Wege, 
Straßen und Gärten der Oörfer prangen im Schmucke zahlreicher Obstbäume, 
die ein vorzügliches Obst liefern. Frühe Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, alle 
Sorten Leeren, Apfel, Lirnen und Weintrauben werden von hier aus nach 
den Großstädten ausgeführt. Fette Wiesen an den Klußufern begünstigen in 
den wohlhabenden Laüerndörfern und auf den vielen großen Gütern eine 
umfangreiche Viehzucht. 
2. Bergbau. Im königlichen Salzwerk zu Artern gewinnt man aus der 
starken Sole ohne Gradierwerke jährlich über 50 000 t Salz. Die Förderung 
der Kalisalze und deren Verarbeitung in Fabriken gibt Hunderten von 
Arbeitern guten Verdienst. In mehreren Steinbrüchen in der Umgebung des 
Städtchens Nebra werden ausgezeichnete Sand st eine gebrochen und bearbeitet. 
Als Pflaster- und Bausteine werden sie weithin auf dem Wasserwege verschickt. 
An vielen Orten findet sich vorzügliche Tonerde, die in Ziegeleien zu Mauer- 
und Ziegelsteinen verarbeitet wird. 
3. Gewerbe. Oer Reichtum an Getreide führte zur Errichtung von großen 
Mühlenwerken, Branntweinbrennereien, Malzfabriken und 
Bierbrauereien. Oie reichen Zuckerrübenernten werden in zahlreichen 
Z uckerfabriken verarbeitet. Durch die ausgedehnte Viehzucht haben sich das 
$ leischergewerbe und ein lebhafter Viehhandel entwickelt. 
II. Verkehrswege. 
Oie Mulde ist sehr wegsam. Oie Täler der Helme und der Unstrut sind 
vorzügliche natürliche Verkehrswege. Sie gestatten die Anlage von Handels- 
straßen und Eisenbahnen ohne Schwierigkeiten. Dadurch hat sich ein reger 
Handelsverkehr entwickeln können. Eine große Verkehrsstraße durchschneidet 
die Mulde von Osten nach Westen, von Halle aus nach Nordhausen. Auf ihr 
führt die Halle-Nasseler Lahn nach dem Westen Deutschlands, vurch die 
Sachsenburger Pforte eilt das Oampfroß auf einer alten wichtigen Straßenlinie 
von Erfurt über Sangerhausen nach Magdeburg. Eine dritte Straßen- und 
Lahnlinie dient dem Verkehr im Unstruttals von Naumburg bis Artern. 
III. Besiedelung. 
1. Die Bewohner sind Nordthüringer, von kräftigem Körperbau, lebhaft, gewandt 
und voll Humor. Gegen Fremde sind sie liebenswürdig, gastfreundlich und ohne Miß- 
trauen.
	        
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