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Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
von lvinter zu Winter erhalten bleibt. Mit Erfolg versuchte man, die Selsen-
kammern als Bierfeiler zu benutzen. Niedermendig besitzt jetzt zahlreiche große
Brauereien, die in etwa 30 Zelsenkellern ihr berühmtes Getränk lagern.
Genoveoasage.
Nicht weit von Niedermendig steht die Frauenkirche, worin die Grabmäler der
heiligen Genoveva und des Pfalzgrafen Siegfried sein sollen.
Genoveva, die einzige Tochter des Herzogs von Brabant, wurde die Gemahlin
des Pfalzgrafen Siegfried, der auf seinem Schlosse hochsimmern an der Nette wohnte.
Kurz nach der Vermählung wurde Graf Siegfried von Karl Martel zum Kampfe gegen
die Araber, welche in das Frankenreich eingefallen waren, aufgefordert. Er zog in
den Krieg und vertraute seine Gemahlin dem Schutze seines Zreundes Golo. Dieser
suchte das tugendhafte Weib zur Untreue zu verführen - da ihm aber solches nicht gelang,
klagte er sie bei ihrem Gemahl in lügenhaften Briefen an. Graf Siegfried befahl, sie
und ihren neugeborenen Sohn umzubringen. Golo ließ sie von zwei Knechten in den
Wald führen, wo sie getötet werden sollte,- aber die Knechte erbarmten sich ihrer und
ließen sie frei. Sie fand mit ihrem Söhnchen, dem kleinen Schmerzenreich, Schutz in
einer höhle, wo sie von einer weißen Hirschkuh genährt wurde. HIs dann Graf Sieg¬
fried zurückgekehrt war, kam er einst bei der Verfolgung der Hirschkuh bis vor die höhle
und fand daselbst seine Gemahlin. Es stellte sich nun sogleich ihre Unschuld heraus,
und der Graf führte sie in sein Schloß zurück,- den verräterischen Golo aber ließ er hin-
richten. Das Kirchlein steht an der Stelle, wo Siegfried seine Gemahlin wieder-
gefunden haben soll.
Außer der Lasaltlava entstammt auch der gelbbraune Tuffstein, der sich
besonders um den Laacher See und in dem lieblichen Brohltal vorfindet,
den feuerspeienden Bergen. Wie die Basaltlava, so ergossen sich einst die Tuff-
steinmassen, durch welche Nette und Brohl sich genagt haben, als feurige
Schlammströme in die Täler. 'Schon den Römern diente der geschätzte Tuff-
stein zu baulichen Zwecken. Manch herrliches Gotteshaus, wie die Kirche zu
Andernach, die GZuirinuskirche in Neuß und die berühmte Apollinariskirche zu
Remagen, sind aus diesem Gestein errichtet. Im gemahlenen Zustande führt
der weiche Stein den Namen Traß und liefert einen namentlich für Wasserbauten
vorzüglichen Mörtel. Ebenfalls vulkanischen Ursprungs ist der Bimsstein. Ein
wahrscheinlich in der Nähe des Laacher Sees tätiger Vulkan schleuderte die
Bimssteinmassen über die Eifel und weithin in den Westerwald. Das eigen-
tümliche Gestein besitzt wie ein Schwamm zahlreiche große und kleine Blasen.
Es ist glasig, sehr scharfkantig und noch leichter als Wasser. Im Maifeld stellt
man aus einer Mischung von Bimssteinsand und gelöschtem Kalk leichte, brauch-
bare Schwemmsteine her, die im ganzen Nheintale beim Häuserbau vielfach Oer-
wendung finden. Das in der Eifel vorherrschende Gestein ist der schwarze Schiefer,
der an vielen Stellen teils in Steinbrüchen, teils bergmännisch gewonnen und
als Dachdeckmaterial benutzt wird. An Erzen geizt das Eifelgebiet ebenfalls nicht.
In dem auf der Grenze der Regierungsbezirke Köln und Aachen sich erstreckenden
hügellande finden sich Mengen von Eisen, Zink- und Bleierzen. Wie in allen
vulkanischen Gebieten, so sprudeln auch in der Eifel zahlreiche, heilkräftige
Mineralquellen, die einen starken Kohlensäuregehalt besitzen. Die Mineral¬