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cher die Zusammenkunft ftattfand, ein starkes Gitter hatte machen las¬ 
sen, welches die Brüder trennte, und dem Prinzen, der die freund¬ 
lichsten Gesinnungen zeigte, durchaus nicht erlauben wollte, auf die 
andere Seite des Gitters zu ihm zu kommen. Darauf sing der König 
mit Karln dem Kühnen Feindseligkeiten an; er besetzte unter nichti¬ 
gem Vorwände burgundische Grenzstädte, und nahm gegen den Ver¬ 
trag von Peronne Appellationen burgundischer Unterthanen an, ja zu¬ 
letzt befahl er ihm sogar, sich vor dem Parlamente in Paris zu stellen. 
Karl, heftig ergrimmt, ließ den Boten in Ketten legen, und Ludwig, 
langst gerüstet, siel nun sogleich in Burgund ein, während Karl, der 
darauf ganz unvorbereitet war, seine Truppen erst zusammenziehen 
mußte (1471). Während dieses Krieges, der, weil Ludwig jede Schlacht 
vermied, nur in gegenseitigen Verwüstungen und Belagerungen be¬ 
stand, starb plötzlich der Bruder des Königs, der Herzog Karl von 
Guienne, nicht ohne den dringenden Verdacht, auf Veranstaltung des 
Königs Gift bekommen zu haben; denn eben hatte der Prinz sich aufs 
Neue mit Karl dem Kühnen verbunden. Auch andere Große, die 
dem Könige im Wege waren, schaffte dieser heimtückisch aus dem Wege. 
Den Herzog von Alençon, der mit Karl dem Kühnen einverstan¬ 
den war, ließ er plötzlich festnehmen, nach Paris führen, und hier ins 
Gefängniß werfen, in welchem er einige Jahre darauf starb. Noch 
nichtswürdiger verfuhr Ludwig gegen dessen Schwiegersohn, den Gra¬ 
fen von Armagnac, einen Urenkel jenes obenerwähnten Connétables. 
Der Graf hatte sich, weil er sich nichts Gutes versah, in einer festen 
Stadt (Lectoure) eingeschlossen. Hier wurde er von den königlichen 
Truppen belagert. Endlich erbot er sich, die Thore zu öffnen, wenn 
man ihm sicheres Geleit geben wolle, um sich beim Könige zu recht- 
fertigen. Dies wurde ihm bewilligt, und auf eine Hostie beschworen. 
Dennoch wurde er, sobald er die königlichen Truppen niedergehauen 
und seine Frau vergiftet, und der Mörder vom Könige belohnt. 
Der Krieg zwischen Burgund und Frankreich, an welchem auch 
Franz von Bretagne Antheil nahm, wurde mehrmals durch Stillstände 
unterbrochen. Während eines derselben geschah es, daß Karl der 
Kühne, wie oben erzählt ist, mit Kaiser Friedrich 3. in Trier 1473 
zusammenkam. Als er im folgenden Jahre den Krieg erneuerte, ver¬ 
band er sich dazu mit König Eduard 4. von England und dem 
Connétable von Frankreich, dem mächtigen und stolzen Grafen von 
St. Pol, dessen Güter theils zu Frankreich theils zu Burgund ge¬ 
hörten. Da aber Eduard erst ein Jahr darauf (I47ö) übersetzen zu 
können, versicherte, beging Karl die Unklugheit, sich einstweilen in 
einen andern Krieg einzulassen. Er nahm sich des vertriebenen Erz¬ 
bischofs von Cöln an, und belagerte die Stadt Neuß am Rhein. 
Aber vergeblich ließ er die feste Stadt mehrere Male stürmen; sie war
	        
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