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2. Johann Georgs II. große Prachtliebe.
Johann Georg II. wollte seinem verwüsteten Lande aufhelfen,
führte daher die Seidenweberei ein und förderte den Ackerbau samt
dem Handel; aber er war leider ein prachtliebender Fürst, der sein
größtes Gefallen an rauschenden Hoffestlichkeiten und Vergnügungen
fand. Der Hofstaat wurde außerordentlich vergrößert. Auf einer
Reife nach Torgau begleitete ihn einst ein Reisezug von über 1100
Personen mit 788 Pferden, bald darauf nach Altenburg ein noch
größerer. Dazu hielt er sich außer der Garde noch eine Kompagnie
Kroaten in prächtiger Wehrtracht. Ein Fest jagte das andere. Da
gab es große Jagden und Löwenhetzen, glänzende Feuerwerke und
Fackelzüge, Maskeraden und Komödien, Ringelrennen und sogar
Turniere bei Fackelschein, wendische Hochzeiten und Vogelschießen in
buntester Abwechslung und nie gesehener Pracht bei jedem Anlasse.
Hochberühmt waren namentlich die theatralischen und musikalischen
Aufführungen. Das Militär erhielt unter ihm die ersten stehenden
Musikchore. Zu dem Ballett gesellte der Dresdner Hof das Sing¬
spiel und die Oper. Nach dem Beispiele des französischen Hofes be¬
teiligten sich bei den Aufzügen, Tänzen, Schauspielen und Opern
sogar die Mitglieder der kurfürstlichen Familie. Unter den sächsischen
Kurfürsten genießt Johann Georg II. den Ruhm, zuerst Ausländer,
namentlich Italiener und Franzosen, in großer Zahl an seinen Hof
gezogen zu haben. Durch ihn ward Dresden der Sammelpunkt der
fahrenden Künstler, die reich beschenkt von dannen zogen. Er er¬
richtete das erste Schauspielhaus in Dresden, das eins der ersten in
ganz Deutschland war, außerdem baute er Ball-, Reit- und Schie߬
häuser, schmückte das Schloß prächtig ans, vermehrte die Kunstkammer
und legte den Großen Garten an. So erschien schon damals Dresden
dem Fremden als die schönste Stadt Deutschlands, obwohl es noch
zwischen finstern Festungswerken eingeengt war. Alle diese Dinge
verursachten natürlich ganz bedeutende Kosten, weshalb sich Johann
Georg II. fast immer in Geldnot befand. Das ausgesogene Land
war eben noch nicht imstande, die schweren Lasten, welche der glän¬
zende Hofhalt mit sich brachte, zu tragen. Zwar ward das Steuer¬
wesen endlich neu geordnet, doch überwogen bis an sein Ende die
Ausgaben stets die Einnahmen' so bedeutend, daß kurz vor seinem
Tode seine Kammerräte um ihre Entlassung baten, da ihnen die
Versorgung des kurfürstlichen Haushaltes zu schwer falle, daß sich die
überkommene Schuldenlast, anstatt zu vermindern, noch um 5 Millionen
vergrößerte. So war also Johann Georg II. in allen Stücken das
Gegenteil von seinem Urahn Vater August, dem trefflichen Volks¬
und Staatvwirte Sachsens, das Gegenteil von seinem großen Zeit¬
genossen, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm, der sein Land wirt-