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falen und Rheinprovinz gebildet wurde. Nach dem Kriege von 1866
kamen zu Preußen noch das Königreich Hannover, das Kurfürstenthum
Hessen, das Herzogthum Nassau, die Herzogthümer Schleswig und Holstein,
die freie Stadt Frankfurt und kleine Gebietsteile des Großherzogthums
Hessen und des Königreichs Baiern. Durch Gewinnung dieser neuen Länder
sind die beiden ehemals getrennten Haupttheile Preußens vereinigt und der
Staat hat ein abgerundetes Gebiet von 6395 Quadralmeilen mit 24,693,000
Einwohnern erhalten.
Unter den Einwohnern Preußens ist die deutsche Nationalität durchaus
überwiegend. Außer den Deutschen finden sich ungesähr 1,800,000 Slawen
(darunter ohngefähr 1,600,000 Polen in den Provinzen Preußen, Posen
und Schlesien).
I. Die Wrovinz Brandenburg.
Aix Provinz Brandenburg gehört theils dem Odergebiete, theils dem
Gebiete der Elbe an und wird im Süden von Theilen des uralisch-kar-
pathischen Rückens durchzogen, ein Streis im Norden gehört zum uralisch-
baltischen Landrücken. Ackerflächen, Wiesen, Sand- und Haidestrecken, Bruche
und Seen wechseln mit einander ab. Die schönsten Partien finden sich in
der Umgegend von Potsdam. Die Provinz Brandenburg hat 2,863,000 Ein¬
wohner, darunter über 40,000 Wenden (zum Stamme der Slawen gehörig.)
Dem religiösen Bekenntnisse nach gehören die Bewohner zum größten Theile
der protestantischen Kirche an. Gewerbfleiß und Handel sind bedeutend.
Die Provinz besteht aus den beiden Regierungsbezirken Potsdam und
Frankfurt.
a) Im Regierungsbezirk Potsdam liegt Preußens Haupt- und
Residenzstadt Berlin.
Berlin liegt in einer sandigen Ebene zu beiden Seiten der Spree, wo
schon in vorchristlicher Zeit zwei Dörfer Berlin und Köln standen. Es
ist namentlich in feinen neuern Stadttheilen durch die Pracht und Groß-
artigkeit seiner Gebäude und durch die Regelmäßigkeit seiner Straßen eine
der schönsten Städte Europas. Von den 350 Straßen sind die schönsten:
„Unter den Linden", die Friedrichs- und die Wühelmsstraße. Unter den
Thoren ist das Brandenburger Thor das berühmteste, welches an der Stadt
den Eingang vom Thiergarten her bildet. Zwölf Säulen bilden fünf
Durchgänge, welche zunächst auf den Pariser Platz führen. Ueber diesen
hinweg gelangt man „unter die Linden", eine herrliche Straße mit doppelten
Linden- und Kastanienalleen. Sie wird zum großen Theile von Palästen
gebildet und führt bis zum Königlichen Schloß. Dasselbe erhebt sich am
Lustgarten im Mittelpunkt der Stadt. Es ist zu verschiedenen Zeiten auf-
geführt und bildet ein längliches Viereck mit 5 Höfen. Besonders bemerkens-
Werth sind in demselben die prächtige Schloßkapelle und der Weiße Saal,
welcher zu den größten Hoffestlichkeiten (zur Eröffnung des Reichstags) benutzt
wird. Außer dem Schlosse sind bemerkenswerth: das neue Rathhaus, das
prächtige Schauspielhaus, das Opernhaus, das Zeughaus, das alte und
neue Museum mit reichen Schätzen herrlicher Kunstwerke, die Domkirche.
Berlin ist sehr reich an öffentlichen Denkmälern und Monumenten, die
großartigsten sind das Denkmal Friedrichs des Großen und das Friedrich
Wilhelm III. Die Stadt besitzt vorzügliche Unterrichts-Anstalten, ist
die besuchteste Universität Deutschlands und außerdem als erste Fabrik- und