Full text: Leitfaden der mathematisch-physikalischen Geographie für Mittelschulen und Lehrerbildungsanstalten

Die Meilschenwelt. 
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1. Die einsilbigen Sprachen, welche ursprünglich nur ans 
einsilbigen, getrennten, nicht flexibeln Wörtern bestehen, wie die 
chinesische, siamesische. Das Chinesische namentlich ist die Sprache, 
welche aller grammatischen Sinnbegrenzungen entbehrt. Ihr fehlen 
alle Beugungen, jede Unterscheidung von Hanpt- und Zeitwort, jede 
Wortbildung überhaupt. Die Lautgruppe sin z. B. kann Ehrlichkeit, 
ehrlich, ehrlich sein, ehrlich handeln, ja sogar trauen bedeuten. Was 
es in einem gegebenen Falle bedeutet, entscheidet die Stellung ini Satze 
und der Sinu der ganzen Rede. 
2. Die agglutiuiereudeu (d. i. anleimenden, v. lat. agglü- 
tino — ich leime an) oder poly synthetischen (vom griech. polys 
= viel und griech. synthetos = zusammengesetzt) Sprachen kennen 
noch keine Trennung von Wort und Satz. Die einzelnen Wörter 
werden aueiuaudergehängt und verschmelzen zusammen zu einem zu- 
sammengesetzten Worte von der Bedeutung eines Satzes. Hieher ge- 
hören z. B. die dravidischen Sprachen Vorder-Jndiens, die australischen, 
malayischen Sprachen und die Mehrzahl der afrikanischen Sprachen; 
ebenso haben die Ursprachen Amerikas einen entschieden polysyntheti- 
schen Charakter. So kann man z. B. in der Tschiroki-Sprache sagen: 
wi-ni-taw-ti-ge-gi-na-li-skaw-lung-ta-naw-ne-le-ti-se-sti, was soviel 
bedeutet wie: sie werden um diese Zeit zu Ende gekommen sein mit 
ihren (Gunst-) Bezeugungen an dich und mich. 
3. Die Flexioussprächen, in welchen die Beziehung der 
Wörter durch Flexion (Deklination und Konjugation) bezeichnet wird; 
sie stelleu die höchste Stufe der Sprachbildung dar; hieher gehören 
insbesondere die semitischen Sprachen, wie Chaldäisch, Syrisch, 
Hebräisch, Äthiopisch, nnd die indogermanische Sprachfamilie, 
welche die indischen, persischen, slavischen, germanischen, griechischen 
und romanischen Sprachen umfaßt. 
Y. Einteilung des Menschengeschlechtes nach Reli- 
gionen. Aus den vielen Religionsformen lassen sich zwei Haupt- 
klassen bilden: 1. das Heidentum oder der Polytheismus (Ver- 
ehrung von mehreren Göttern); 2. der Monotheismus (Verehrung 
eines Gottes). 
A. Die verschiedenen Arten des Heidentums sind: 
1. Der Fetischismus; er ist die niedrigste Stnfe der Gottes- 
erkenntnis. Alles, was die Blicke des Wilden an sich zieht, kann 
ihm zum Sitze einer Gottheit werden. — Der Fetischismus ist noch 
vielfach verbreitet: so bei den Negern, den Dayaken ans Borneo,
	        
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