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der ungarische Sonnenschein einen sanften Rosenschimmer. Sie setzte sich
nachher an ein kleines, dünnstimmiges, heiseres Klavier und sang mit
anmutigem Ausdruck Volkslieder.
Nachher saßen wir behaglich um den Tisch und plauderten bei einer
Zigarre. Ich fragte Hühnchen nach seinen geschäftlichen Verhältnissen.
Ich erfuhr, daß sein Gehalt bewunderungswürdig klein war, und daß er
dafür ebenso bewunderungswürdig viel zu tun hatte. „Za, früher, in der
sogenannten Gründerzeit," sagte er, „da war's besser, da gab's auch
mancherlei Nebenverdienst. Wir gehen alle Jahre zweimal ins Opernhaus
in eine recht schöne Oper, und damals haben wir uns gar bis in den
zweiten Rang verstiegen, wo wir ganz stolz und preislich saßen und vor¬
nehme Gesichter machten und dachten, es käme wohl noch einmal eine Zeit,
da wir noch tiefer sinken würden, bis unten ins Parkett. Es kamen aber
die sogenannten schlechten Zeiten, und endlich ereignete es sich, daß unser
Chef einen Teil seiner Beamten entlassen und das Gehalt der andern
bedeutend kürzen mußte. Ja, da sind wir wieder ins Amphitheater empor¬
gestiegen. Im Grunde ist es fa auch ganz gleich. Und glaube nur nicht,
daß dort oben keine gute Gesellschaft vorhanden ist. Dort habe ich schon
Professoren und tüchtige Künstler gesehen. Dort sitzen oft Leute, die
mehr von Musik verstehen als die ganze übrige Zuhörerschaft zusammen¬
genommen."
Es war elf Uhr, als ich mich verabschiedete. Zuvor wurde ich in
die Schlafkammer geführt, um die Kinder zu sehen, die in einem Vettchen
lagen in gesundem, rosigem Kinderschlaf. Hühnchen strich leise mit der
Hand über den Rand der Bettstelle. „Dies ist meine Schatzkiste," sagte
er mit leuchtenden Augen, „hier bewahre ich meine Kostbarkeiten — alle
Reichtümer Indiens können das nicht erkaufen!"
Als ich einsam durch die warme Sommernacht nach Hause zurückkehrte,
war mein Herz gerührt, und in meinem Gemüt bewegte ich mancherlei
herzliche Wünsche für die Zukunft dieser glücklichen Menschen. Aber was
sollte ich ihnen wünschen? Würde Reichtum ihr Glück befördern? Würde
Ruhm und Ehre ihnen gedeihlich sein, wonach sie gar nicht trachteten?
„Gütige Vorsehung," dachte ich zuletzt, „gib ihnen Brot und gib ihnen
Gesundheit bis ans Ende — für das übrige werden sie schon selber
sorgen! Denn wer das Glück in sich trägt in still zufriedener Brust, der
wandelt sonnigen Herzens dahin durch die Welt, und der goldene
Schimmer verlockt ihn nicht, dem die andern gierig nachjagen; denn
das Köstlichste nennt er bereits sein eigen."