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(Neumarkt). Ferner nennen wir das »Amstelveld« an der Prinzen¬
gracht, den »Botermarkt« (Buttermarkt) zwischen der Herrengracht
und Binnenamstel, den »Westermarkt« zwischen der Prinzen- und
Kaisersgracht, wo die Kirmesmesse gehalten wird, und den »Nord-
markt«. Auf allen Plätzen trifft man Baumreihen an. Das Juden¬
quartier ist ein dichtes, enges Häusergedränge, wie man es in der
Art auch in andern Städten, z. B. in Frankfurt und Prag, findet.
Kunst und Wissenschaft werden in Amsterdam mit Sorgfalt
und Vorliebe gepflegt. Das Athenäum.im ehemaligen Kloster ist
eine akademische Lehranstalt, wo die Studenten zwar absolvirt,
nicht aber graduirt werden, was auf einer Universität des Landes
geschieht. Die Vorlesungen werden in der Regel in lateinischer
Sprache gehalten, nur die über Mathematik, Astronomie und Natur¬
wissenschaft in holländischer. An diese Lehranstalt schließt sich das
Gymnasium auf dem Cingel im ehemaligen Kloster der Klarissen-
nonnen an, dessen Zöglinge alljährlich durch öffentliche Preise aus¬
gezeichnet werden. Von speciellem Interesse ist die große, trefflich
ausgestattete Seefahrtsschule. Ein sog. zoologischer Garten ist nach
dem Muster des englischen eingerichtet. Außerdem hat Amsterdam
viele herrliche Sammlungen, ansehnliche Armen-, Waisen- und
Besserungshäuser, sowie mancherlei Vereine zu wissenschaftlichen
und gemeinnützigen Zwecken. Von Bedeutung für Kunst und
Wissenschaft sind die i. I. 1777 auf der Kaisersgracht von Weit
gestiftete Gesellschaft der Künste, die Akademie der Wissenschaften,
Literatur und schönen Künste in vier Klassen, die medicinische Ge¬
sellschaft „servandis civibus“, die vom Handelsstande gestiftete Ge¬
sellschaft „Felix merkte", die Gesellschaft der Dichtkunst und schönen
Wissenschaften, die der „Concordia et libertas“, die Gesellschaft
„Doclrina et amicitia“, der, 1200 Mitglieder zählende Verein „Tot;
nut van t’allgemeen“, mit 186 Filialgesellschaften durch das ganze
Land. Letzterer wirkt auf den Kern des Volks, für Patriotismus
und Bildung, für Menschenliebe, für nützliche productive Thätig¬
keit aller Art, ist überhaupt von großem Einfluß auf das König¬
reich. Berühmt ist das anatomische Theater oder die Snydekammer
auf dem neuen Markte. Das Museum enthält einen unermeßlichen
Schatz ausgezeichneter Gemälde von den großen Meistern der nie¬
derländischen und flandrischen Schule. Das Kupferstichkabinet ist
eins der reichlten in der Welt. Außerdem besitzt Amsterdam viele
reiche Privatsammlungen von Gemälden. Kupferstichen, Handzeich¬
nungen. Holzschnitten, Natur- und Kunstsachen. Verschiedene Vereine
pflegen die Musik, die, wie in den ganzen Niederlanden, deutsch
ist. Amsterdam hat ferner drei Haupttheater, ein niederländisches,
die Stadt-Schouwburg genannt, ein französisches und ein deutsches;
außerdem zahlreiche Volksbühnen, die sog. »Torneels«, auf denen
Humor des niederländischen Volkes herrscht.