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von Baber, einem Nachkommen aus Timur's Familie, am
Ganges gegründeter Staat, das Reich des G r o ß - M o g u l s>,
das erst am Ende des vorigen Jahrhunderts durch die Eng-
lander vernichtet ward. In Persien dagegen kämpften
nach der Mongolen-Herrschaft Tartaren-Fürsten um die
■ Krone, bis die Familie der Sosis, Persischen Ursprungs,
um 1500 sie erstritt. Gegenwartig ist das Reich in drei
Staaten zerfallen. Alle diese nach einander in Asien auf-
tretenden Herrscher regierten vollkommen despotisch, und hin-
derten dadurch jede freie Geistes-Entwickelung ihrer Völker,
die uns daher das traurige Bild des vollständigsten Rück-
'schreitens darbieten. Gegenwärtig scheint Europa die alte
Schuld, mit der es Asien dadurch verpflichtet ist, daß es von
ihm die ersten Keime der Kultur empsing, wieder abtragen
zu wollen, indem es den bedeutenden Einfluß, deu es im
Süden des Ertheils gewonnen hat, auch zur Verbreitung
christlicher Erkenntniß und Sitte anwendet. Bor länger als
drei Jahrhunderten (1498) nämlich sand der Portugiese
Vasco de Gama den Seeweg nach Ostindien, und seine
Landsleute gründeten hier ein Reich. Bald versuchten auch
die Holländer, festen Fuß hier zu fassen, und es gelang
ihnen, jene an manchen Punkten zu verdrängen; doch nütz-
ten auch sie als engherzige Kaufleute den Jndiern nur wenig.
Jetzt haben die Engländer hier ein Gebiet inne (§. 131),
das fünfmal größer ist, als England, Schottland und Irland
zusammengenommen, und scheinen berufen zu sein, das ihrer
Herrschaft unterworfene Volk zu einem neuen geistigen Leben
aufzuwecken. Sie begünstigen die Thätigkeit der christlichen
Missionäre, welche durch die Predigt des Evangeliums und
durch die Anlegung von Schuleu das Reich Christi auszu-
breiten sich bemühen.
§. 126.
Grenzen.
Asien grenzt im Norden an das nördliche Eis-
m e e r, im O st e n wird es von der großen Wasserwüste des ö st -
lichen Weltmeeres oderS tillen Meeres bespült, dessen
einzelne Theile das Meer von Kamtschatka, von
Ochotsk, von Japan, der Meerbusen von Korea,
das Chinesische Meer und das Hinterindische Meer
mit dem Meerbusen von Siam sind; im Süden wird