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Marschen.
kann man während der Ebbe den meilenweit bloßgelegten Meeresgrund von Menschen
belebt sehen, die in den Rinnen und Löchern Urabben, Rochen und allerlei Meergeschöpfe
suchen. Aber wehe dem Unbesonnenen, der sich von der zurückkehrenden Flut und
von dem Nebel überraschen läßt, der häusig urplötzlich aufsteigt und das rettende
Land einhüllt.
Die Bewohner der Küsten suchten aber das fruchtbare Marschland, soweit es
erhalten blieb, gegen das Meer zu schützen. Sie umgaben die Marschen mit mächtigen
Marschen an der Nordsee.
Dämmen, die die Fluten zurückhalten sollten. Trotzdem brach aber der „blanke Hans",
wie die Nordsee von der Küstenbevölkerung genannt wird, wiederholt aus seinem
„Hause" hervor und riß bei Sturmfluten die Dämme nieder. Erst in unsrer Zeit ist
es gelungen, den Deichen eine solche höhe und Festigkeit zu geben, daß die Menschen
sicher dahinter wohnen können.
Wandern wir durch die Marschen, so erblicken wir vor uns, zur Rechten und
zur Linken unabsehbare Wiesenfluren mit Herden weidender Rinder. Selbst von den
entlegensten Weiden schimmern noch die bunten Rücken der Gchsen und Kühe. Die
Wohnungen der Menschen sind weit und breit verstreut. Sie liegen auf künstlich er-
richteten Hügeln, die Wurten genannt werden, und dienen den Bewohnern und allen
ihren Habseligkeiten als Zufluchtsort bei großen Überschwemmungen. Wie Burgen
ragen die Hügelwohnungen aus dem Grasmeere hervor. Da die Viehzucht und der