Österreich-Ungarn, 31
2. Nicht weniger als die Hälfte des österreichischen Staatsgebietes gehört
den Alpen an. Steiniger Boden, rauhes Höhenklima und natürliche Schranken
des Verkehrs verursachen hier eine nur geringe Bevölkerungsdichte (30 Einw. auf
1 qkm); doch muß ausdrücklich hervorgehoben werden, daß Osterreich auf dem
Gebiete des alpinen Straßen- und Bahnbaues geradezu Großartiges geleistet hat.
Es sei an die Arlberg-, Brenner-, Pustertal-, Semmering-, Gisela- und die
Tauernbahn (Salzburg —Gastein —Klagenfurt—Trieft) erinnert. Eine weitere
Schranke in der wirtschaftlichen Entwicklung des Kaiserstaates ist hiernach durch
die weite Ausbreitung des Hochgebirges gegeben.
3. Das bunte Völkergemisch und der unaufhörliche Nationalitätenhader
wirken ebenfalls störend auf die wirtschaftliche und politische Machtentfaltung
der Monarchie ein.
Am günstigsten liegen die Erwerbsbedingungen in den außeralpinen Teilen
der Monarchie, besonders in Böhmen, Mähren, Galizien und in der ungarischen
Reichshälfte.
A. Die Länder des Österreichischen Kaiserstaates.
300000 qkm, 28^ Mill. Einw.; 95 auf 1 qkm.
I. Das Österreichische Alpenvorland.
Naturgaben. Es bildet die östliche Fortsetzung des Bayerischen Alpen-
Vorlandes, erfreut sich aber im Gegensatz zu diesem einer großen schiffbaren Wasser-
straße, tieferer Lage (Wien 170 m) und eines durchaus fruchtbaren Bodens.
Dieser liefert vor allem Getreide; in Niederösterreich auch noch Wein, Obst und
Zuckerrüben. Oberösterreich, das einen großen Teil des sog. Salzkammer-
gutes umfaßt, ist reich an Salz und besitzt überdies eine blühende Eisenindu¬
strie, während Niederösterreich infolge seiner Lage inmitten des großen Doppel-
reiches außer Industrie auch regen Handel treibt; in Niederösterreich ist denn auch die
Bevölkerungsdichte sehr hoch. Das Österreichische Alpenvorland genießt also große
Vorzüge der Natur. — Der Abstammung nach sind die Bewohner rein deutsch.
In Oberösterreich ist Linz an der Donau, 60000 Einw., ein wichtiger Handels-
platz; an der Enns liegt Steyr, der Mittelpunkt der oberösterreichischen Eisen-und
Stahlindustrie. Dem wegen seiner Naturschönheiten von Fremden vielbesuchten Salz-
kammergut gehören an: Gmunden am Traunsee, Ischl an der Traun, einer der
berühmtesten Badeorte des Kontinents, und Hallstadt am See gl. N.
In Niederösterreich ist an der Donau Wien an dem wichtigsten Straßenkreuz
des südöstlichen Europa emporgewachsen. Hier wird die Donaustraße geschnitten von
einer nordsüdlichen, die aus dem Gebiete der Weichsel und Oder durch die Mährische
Pforte entlang der March und über den Semmering zum Adriatifchen Meere führt.
Dank dieser günstigen Lage hat sich Wien zur größten und schönsten Stadt Österreichs
entwickelt und ist wie Reichshauptstadt und Residenz so auch die erste Handels- und
Industriestadt und der geistige Mittelpunkt der Monarchie (über 2 Mill. Einw.). Wiens
mannigfache Industrie erzeugt Mode- und Galanteriewaren, Bier, Maschinen, Jnstru-
mente it. a.
II. Die Osterreichischen Alpenländer.
Wirtschaftliche Zweiteilung. In den Gebieten der Nördlichen Kalk-
alpen und der Zentralalpen weisen das ausgedehnte Wald- und Weideland
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