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Ungarns, das Gebiet zwischen Maros, Theiß und Donau, das sog. Banat, ist die
Hauptkornkammer der Monarchie. Hauptstadt Temesvar, 50000 Einw.
Im Königreich Kroatien-Slavonien südlich der Drau! Agram, 60000 Einw.,
mit lebhaftem Handel. Bedeutend ist namentlich die Ausfuhr vou Mastschweinen und
Faßdauben aus den Gebieten der großen Eichenwälder. — Im Gebiet Aiume (fiüme)
am Golf von Qnarnero (karnero): Fiume, 40000 Einw., die einzige Seestadt Ungarns.
Ihr Wert wird aber dadurch beschränkt, daß sie durch hohe Gebirge vom Hauptlande
getrennt ist. Darin liegt überhaupt die Schwäche Ungarns, daß es ein Binnen-
staat ist.
C. Die Okkupationsländer Bosnien und Herzegowina.
Bosnien und Herzegowina (51000 qkm und fast„2 Mill. Einw.), feit
1878/79 unter österreichischer Verwaltung und jetzt mit Österreich-Ungarn ver-
einigt, erfreuen sich eines wachsenden Wohlstandes. In den Tälern lohnen Acker-
bau und Viehzucht, die Berge tragen Wälder, auch an Eisen und Kohlen fehlt es
nicht. Die Bevölkerung ist fast ausschließlich serbischer Nationalität, doch bekennt
sich 1I3 zum Mohammedanismus. Die Hauptstadt vou Bosnien ist Sarajewo,
der Hauptort der Herzegowina Mostar.
Österreich-Ungarn als Wirtschaftsgebiet.
In wirtschaftlicher Hinsicht ist Österreich-Ungarn
noch vorwiegend Ackerbaustaat.
Landwirtschaft und Viehzucht beschäftigen gegen 2/3 aller Einwohner. Die
Industrie ist vorherrschend auf die westlichen Länder beschränkt, da in diesen
Gebieten auch Kohle und Eisen auftreten. Handel und Verkehr bewegt sich
teils in ostwestlicher Richtung und hier vor allem auf und längs der Hauptachse
alles Austausches und Verkehrs, der Donaustraße, teils in nordsüdlicher Richtung
von Böhmen, Mähren und Galizien über Wien bzw. Ofen-Pest nach Trieft und
Fiume. Österreich-Ungarn vermittelt somit einerseits den Verkehr zwischen West-
und Südosteuropa anderseits zwischen Nordosteuropa und den Mittelmeergebieten.
Nach dem östlichen Mittelmeer, dem Gebiet der Levante, ist auch der Haupt-
Handel der österreichischen Häsen gerichtet. An dem ozeanischen Handel hat Oster-
reich-Ungarn vermöge seiner Lage nur bescheidenen Anteil. Es ist auch der ein-
zige Großstaat Europas, der keine Kolonien besitzt.
Beziehungen Osterreich-Ungarns zum Deutschen Reiche. Osterreich-
Ungarn war bis in die allerneueste Zeit mit den Landen des heutigen Deutschen Reiches
politisch auss engste verknüpft; bildete ja doch Osterreich einen Teil des früheren hl.
römischen Reiches deutscher Nation und später des Deutschen Bundes. Wenn nun auch
diese enge staatliche Berbindnng seit 1866 gelöst ist, so bestehen gleichwohl auch jetzt
noch mannigfache Berührungen zwischen beiden Gebieten.
Der Donau staat ist ein Durchgangsland des deutschen Handels nach Osten
und Süden, mit England und Rußland der wichtigste Abnehmer deutscher Industrie-
Produkte und ein Hauptlieferant von Nahrungsmitteln und Rohprodukten für Deutsch-
land. Die wirtschaftliche Verflechtung Österreichs mit Deutschland wird sich noch inniger
gestalten, wenn der Bau der Kanäle zwischen Elbe und Oder einerseits und der Donau
anderseits ausgeführt sein wird. Auch die Tauernbahn, welche Bayern mit Trieft
verbindet, trägt zur Steigerung des Güteraustausches zwischen beiden Ländern wesent-
lich bei. — In Osterreich-Ungarn leben ferner unter 51 Mill. Einwohnern