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Das 3uralan5.
Der wasserdurchlässige Kalkboden beeinflußt — wie im Schwäbischen und
Fränkischen Jura — die Ackerwirtschaft ungünstig. DieBevölkerung wurde
dadurch zur Industrie gedrängt. So hat sich aus den unfruchtbaren
Plateaus des Westens das Hausgewerbe entwickelt, das hier namentlich die Form
der Uhrmach er ei angenommen und Weltruhm erlangt hat. Zwei der Uhr-
macherorte, La Chaux de Fonds (41000 Einw.) und Locle sind zu
größeren Städten herangewachsen. Sonstige Hauptstätten der schweizerischen
Uhrenindustrie sind Neuen bürg am See gl. N. und Genf am Austritt der
Rhone aus dem Genfer See, 120000 Einw., zugleich der geistige Mittelpunkt der
Französischen Schweiz. — An den sonnigen Südosthängen der Juraseen blüht der
Weinbau, besonders im Kanton Waadt.
2. Die Hlachschweiz oder das schweizerische Mittelland.
Bodenwirtschast. Die durchaus fruchtbare und vergleichsweise niedrig ge-
legene Flachschweiz (Bodensee 390 m, Genfer See 370 m, Basel 250 m)
ermöglicht Acker-, Wein- und Obstbau, ja die Kantone Thurgau, Zürich und
St. Gallen gleichen förmlichen Obstgärten; Wein wird insbesondere am Boden-,
Züricher und Genser See gebaut. Auch die Wieseu kultur nimmt im Schweize-
rischen Vorland weite Flächen ein und die damit verbundene Rinderzucht und
Milchwirtschast, besonders im Emmen- und Simmental, war lange Zeit Vorbild-
lich für die deutsche Alpenwirtschaft. Die Getreideproduktion der Schweiz deckt
freilich den Bedarf nicht; Brotfrüchte bilden daher ihren Haupteinfuhrartikel.
Das Schweizerische Alpenvorland gilt mit Recht als Musterland der Rinderzucht
und Milchwirtschaft, dann des Obstbans.
Handels- und GeWerbetätigkeit. Schon seit alter Zeit zeichneten sich die
alemannischen Stämme durch rege GeWerbetätigkeit und kaufmännisches Wesen
aus. Neben den Augsburger und Ulmer Kaufleuten zogen im Mittelalter auch
die Züricher und Baseler durch einen großen Teil von Europa und der rührige
Schweizer der Gegenwart hat mit Hilfe der reichen Wasserkräfte seines Landes
trotz der Entfernung vom Meere und des Mangels an eigenen Kohlenfeldern
eine hochentwickelte Industrie geschaffen- So blüht im Kanton Basel die Seiden-
Weberei, im Kanton Zürich die Seiden-, Baumwoll- und Maschinen-
industrie, in verschiedenen Kantonen die Schoko lad e-Jndnstrie. Die
Flachschweiz ist eine der Hauptwerkstätten der europäischen Großindustrie.
Verkehr. Der Verkehr in der Flachschweiz ist sowohl in der Längs- wie
in der Querrichtung recht lebhaft und insbesondere in nenester Zeit hat sie ein
Ziemlich dichtes Eisenbahnnetz erhalten.
Eine große Längsbahn läuft von Genf über Lausaune, Bern, Luzern
und Zürich zum Bodensee und zur Arlbergbahn. Die Ouerliuien sind solgende:
1. Die Bahn V a l l o r b e — L a u s a n n e; sie sührt von Dijon in Burgund
durch den Jura ins obere Rhonetal und durch die Simplonbahn nach dem
Langensee. Sie verbindet dadurch Frankreich einerseits und die Westschweiz und
Oberitalien anderseits.