Full text: Wirtschaftsgeographischer Überblick über die außerdeutschen Staaten Europas und die übrigen Erdteile (Teil 7)

38 Europa. 
Das 3uralan5. 
Der wasserdurchlässige Kalkboden beeinflußt — wie im Schwäbischen und 
Fränkischen Jura — die Ackerwirtschaft ungünstig. DieBevölkerung wurde 
dadurch zur Industrie gedrängt. So hat sich aus den unfruchtbaren 
Plateaus des Westens das Hausgewerbe entwickelt, das hier namentlich die Form 
der Uhrmach er ei angenommen und Weltruhm erlangt hat. Zwei der Uhr- 
macherorte, La Chaux de Fonds (41000 Einw.) und Locle sind zu 
größeren Städten herangewachsen. Sonstige Hauptstätten der schweizerischen 
Uhrenindustrie sind Neuen bürg am See gl. N. und Genf am Austritt der 
Rhone aus dem Genfer See, 120000 Einw., zugleich der geistige Mittelpunkt der 
Französischen Schweiz. — An den sonnigen Südosthängen der Juraseen blüht der 
Weinbau, besonders im Kanton Waadt. 
2. Die Hlachschweiz oder das schweizerische Mittelland. 
Bodenwirtschast. Die durchaus fruchtbare und vergleichsweise niedrig ge- 
legene Flachschweiz (Bodensee 390 m, Genfer See 370 m, Basel 250 m) 
ermöglicht Acker-, Wein- und Obstbau, ja die Kantone Thurgau, Zürich und 
St. Gallen gleichen förmlichen Obstgärten; Wein wird insbesondere am Boden-, 
Züricher und Genser See gebaut. Auch die Wieseu kultur nimmt im Schweize- 
rischen Vorland weite Flächen ein und die damit verbundene Rinderzucht und 
Milchwirtschast, besonders im Emmen- und Simmental, war lange Zeit Vorbild- 
lich für die deutsche Alpenwirtschaft. Die Getreideproduktion der Schweiz deckt 
freilich den Bedarf nicht; Brotfrüchte bilden daher ihren Haupteinfuhrartikel. 
Das Schweizerische Alpenvorland gilt mit Recht als Musterland der Rinderzucht 
und Milchwirtschaft, dann des Obstbans. 
Handels- und GeWerbetätigkeit. Schon seit alter Zeit zeichneten sich die 
alemannischen Stämme durch rege GeWerbetätigkeit und kaufmännisches Wesen 
aus. Neben den Augsburger und Ulmer Kaufleuten zogen im Mittelalter auch 
die Züricher und Baseler durch einen großen Teil von Europa und der rührige 
Schweizer der Gegenwart hat mit Hilfe der reichen Wasserkräfte seines Landes 
trotz der Entfernung vom Meere und des Mangels an eigenen Kohlenfeldern 
eine hochentwickelte Industrie geschaffen- So blüht im Kanton Basel die Seiden- 
Weberei, im Kanton Zürich die Seiden-, Baumwoll- und Maschinen- 
industrie, in verschiedenen Kantonen die Schoko lad e-Jndnstrie. Die 
Flachschweiz ist eine der Hauptwerkstätten der europäischen Großindustrie. 
Verkehr. Der Verkehr in der Flachschweiz ist sowohl in der Längs- wie 
in der Querrichtung recht lebhaft und insbesondere in nenester Zeit hat sie ein 
Ziemlich dichtes Eisenbahnnetz erhalten. 
Eine große Längsbahn läuft von Genf über Lausaune, Bern, Luzern 
und Zürich zum Bodensee und zur Arlbergbahn. Die Ouerliuien sind solgende: 
1. Die Bahn V a l l o r b e — L a u s a n n e; sie sührt von Dijon in Burgund 
durch den Jura ins obere Rhonetal und durch die Simplonbahn nach dem 
Langensee. Sie verbindet dadurch Frankreich einerseits und die Westschweiz und 
Oberitalien anderseits.
	        
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