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2. durch die Senken nördlich und südlich der Cöte d'or.
All diesen Verbindungswegen folgen bereits seit langem Kanäle. So zieht
der Canal du (dii) Midi von der Garonneebene nach dem Mittelmeer, der
Canal du Centre (dii ßängtr) von der Loire zur Saöne, der Kanal von
Burgund vom Seinegebiet zur Saöne. Der Rhein-Marne-Kanal ver-
bindet das Seinegebiet mit dem Rheine, der Rhein-Rhone-Kanal Jll und
Doubs. Demnach bestehen zwischen dem Atlantischen Ozean, dem Kanal und der
Nordsee einerseits und dem Mittelmeer anderseits ununterbrochene Wasserstraßen.
1. Das Seinegebiet. Es ist das Herzland Nordfrankreichs.
Natur. Wasserspenderin des Gebietes ist die Seine. Diese nimmt in der
Nähe von Paris rechts die Marne (mctrn) auf und wendet sich nun gegen NW. zur
erweiterten Mündung bei Le Ha vre (lö äwr). — Das Klima der Seineebene
ist wegen ihrer tiefen Lage (Paris 30 m) und der Nähe des Meeres mild; auch
im Januar bleibt die Temperatur meist noch über dem Gefrierpunkt des Wassers;
man trifft daher schon hier, wie im Süden überall, Kaminheizung. Die Bevölkerung
obliegt zum größten Teile der Landwirtschaft, insbesondere dem Weizen- *
bau, der infolge des günstigen Klimas reichliche Erträgnisse abwirft. Hohe Vor-
züge der Natur zeichnen das Seinebecken aus.
Die Randgebiete des Seinebeckens im Osten und Norden. 1. Den
Osten des Seinegebietes erfüllt die weinreiche Champagne (fchangpänj), ein teilweise
ödes Kalkplateau wie die Rauhe Alb; doch liefert sie den köstlichsten Schaumwein, den Cham-
pagner. Mittelpunkt der Champagnererzeugung und des Champagnerhandels ist
Reims (räNgs), die alte Krönungsstadt der französischen Könige, 110 000 Einw.
2. Französisch-Hennegan und Französisch-Flandern haben bereits niederländische
Natur und Kultur: sie sind flach, reich an Wiesen, aufs sorgfältigste angebaut und von
zahlreichen Kanälen durchzogen. Da das Kohlenbecken am Nordsaume der Ar-
dennen über Aachen, Lüttich und Namur auch noch nach Frankreich hinüberzieht, so
sind diese beiden Provinzen auch industriell hoch entwickelt. Wie im belgischen Flan¬
dern, so blüht auch hier hauptsächlich die Spinnerei und Weberei. Die wichtigste
Fabrikstadt ist Lille (lil), zugleich, da hier die Grenze ganz offen, eine starke Festung,
210 000 Einw. Dünkirchen, dessen Name noch den flämischen, d. i. niederdeutschen
Ursprung der Stadt verrät, ist ein befestigter Hafen.
3. An der steilen Kreideküste des Kanals ziehen die getreide- und obstreichen Pro-
vinzen Artois (artoä), Picardie und Normandie hin. Die Seestädte Calais und Bon-
l o g n e (bnlonj) vermitteln die Überfahrt nach England. An der wenig zugänglichen
normannischen Küste liegt der bereits erwähnte Kriegshafen Cherbourg zum Schutze
der französischen Kanalküste. Vor der breiten Trichtermündung der Seine ist Le Havre
emporgewachsen (130 000 Einw.), durch seine Verkehrsbeziehungen zu Paris und sein
reiches Hinterland der erste französische Handelshafen am Kanal. Roubaix (rubä),
Valenciennes und Amiens (amiäng) haben Woll- und Baumwollfabriken, Rouen
(ruäng), 120000 Einw., an der Seine, ist der Hauptsitz der französischen Baumwollindustrie.
Im Herzen des Seinebeckens, in der reichbewässerten, vorzüglich angebauten
Landschaft Jsle de France (il dö frangß) liegt Paris an den beiden Ufern der Seine,
umgeben von sanften Höhen, inmitten von Gärten, Villen, Schlössern und kleinen
Städten, die drittgrößte Stadt der Erde, 3 Mill. Einw. Hier vereinigen sich die
Straßen von der unteren Seine und von der Loire, dann aus dem südöstlichen Frank-
reich und aus Nord- und Süddeutschland (Köln und Straßburg). Paris ist der
Mittelpunkt des geistigen, geselligen und politischen Lebens sowie die erste Industrie-