Full text: Länderkunde von Europa (Teil 3)

14 Westeuropa. 
2. durch die Senken nördlich und südlich der Cöte d'or. 
All diesen Verbindungswegen folgen bereits seit langem Kanäle. So zieht 
der Canal du (dii) Midi von der Garonneebene nach dem Mittelmeer, der 
Canal du Centre (dii ßängtr) von der Loire zur Saöne, der Kanal von 
Burgund vom Seinegebiet zur Saöne. Der Rhein-Marne-Kanal ver- 
bindet das Seinegebiet mit dem Rheine, der Rhein-Rhone-Kanal Jll und 
Doubs. Demnach bestehen zwischen dem Atlantischen Ozean, dem Kanal und der 
Nordsee einerseits und dem Mittelmeer anderseits ununterbrochene Wasserstraßen. 
1. Das Seinegebiet. Es ist das Herzland Nordfrankreichs. 
Natur. Wasserspenderin des Gebietes ist die Seine. Diese nimmt in der 
Nähe von Paris rechts die Marne (mctrn) auf und wendet sich nun gegen NW. zur 
erweiterten Mündung bei Le Ha vre (lö äwr). — Das Klima der Seineebene 
ist wegen ihrer tiefen Lage (Paris 30 m) und der Nähe des Meeres mild; auch 
im Januar bleibt die Temperatur meist noch über dem Gefrierpunkt des Wassers; 
man trifft daher schon hier, wie im Süden überall, Kaminheizung. Die Bevölkerung 
obliegt zum größten Teile der Landwirtschaft, insbesondere dem Weizen- * 
bau, der infolge des günstigen Klimas reichliche Erträgnisse abwirft. Hohe Vor- 
züge der Natur zeichnen das Seinebecken aus. 
Die Randgebiete des Seinebeckens im Osten und Norden. 1. Den 
Osten des Seinegebietes erfüllt die weinreiche Champagne (fchangpänj), ein teilweise 
ödes Kalkplateau wie die Rauhe Alb; doch liefert sie den köstlichsten Schaumwein, den Cham- 
pagner. Mittelpunkt der Champagnererzeugung und des Champagnerhandels ist 
Reims (räNgs), die alte Krönungsstadt der französischen Könige, 110 000 Einw. 
2. Französisch-Hennegan und Französisch-Flandern haben bereits niederländische 
Natur und Kultur: sie sind flach, reich an Wiesen, aufs sorgfältigste angebaut und von 
zahlreichen Kanälen durchzogen. Da das Kohlenbecken am Nordsaume der Ar- 
dennen über Aachen, Lüttich und Namur auch noch nach Frankreich hinüberzieht, so 
sind diese beiden Provinzen auch industriell hoch entwickelt. Wie im belgischen Flan¬ 
dern, so blüht auch hier hauptsächlich die Spinnerei und Weberei. Die wichtigste 
Fabrikstadt ist Lille (lil), zugleich, da hier die Grenze ganz offen, eine starke Festung, 
210 000 Einw. Dünkirchen, dessen Name noch den flämischen, d. i. niederdeutschen 
Ursprung der Stadt verrät, ist ein befestigter Hafen. 
3. An der steilen Kreideküste des Kanals ziehen die getreide- und obstreichen Pro- 
vinzen Artois (artoä), Picardie und Normandie hin. Die Seestädte Calais und Bon- 
l o g n e (bnlonj) vermitteln die Überfahrt nach England. An der wenig zugänglichen 
normannischen Küste liegt der bereits erwähnte Kriegshafen Cherbourg zum Schutze 
der französischen Kanalküste. Vor der breiten Trichtermündung der Seine ist Le Havre 
emporgewachsen (130 000 Einw.), durch seine Verkehrsbeziehungen zu Paris und sein 
reiches Hinterland der erste französische Handelshafen am Kanal. Roubaix (rubä), 
Valenciennes und Amiens (amiäng) haben Woll- und Baumwollfabriken, Rouen 
(ruäng), 120000 Einw., an der Seine, ist der Hauptsitz der französischen Baumwollindustrie. 
Im Herzen des Seinebeckens, in der reichbewässerten, vorzüglich angebauten 
Landschaft Jsle de France (il dö frangß) liegt Paris an den beiden Ufern der Seine, 
umgeben von sanften Höhen, inmitten von Gärten, Villen, Schlössern und kleinen 
Städten, die drittgrößte Stadt der Erde, 3 Mill. Einw. Hier vereinigen sich die 
Straßen von der unteren Seine und von der Loire, dann aus dem südöstlichen Frank- 
reich und aus Nord- und Süddeutschland (Köln und Straßburg). Paris ist der 
Mittelpunkt des geistigen, geselligen und politischen Lebens sowie die erste Industrie-
	        
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