Full text: Geographie von Mitteleuropa

156 Die Österreichisch-Ungarische Monarchie. 
b) Das Gebiet der Theiß. 
1. Die Theiß, ein gewaltiger Strom, welcher dem Rhein an 
Länge gleichkommt, entspringt am Magyarenpaß in den Waldkarpaten 
und fließt in einem großen Bogen durch die Mitte des ungarischen 
Tieflandes und zwar am Westrande des von ihr abgelagerten breiten 
Schwemmlandes. Ihr Lauf ist träge, sie bildet zahllose Windungen 
und ist durch ihre oft verderblichen Überschwemmungen berüchtigt. 
Ihr größter Nebenfluß ist die Maros (sch), die wie ihre meisten 
Nebenflüsse von Osten kommt. Mit der Donau ist die Theiß durch 
den Franzens-Kanal verbunden. Die Theiß ist bekannt durch ihren 
großen Fischreichtum. Unmittelbar an der Theiß liegt von größeren 
Städten nur Szegedin (ßa), 118000 E., an der Mündung der 
Maros, eiu wichtiger Bahn- und Handelsmittelpunkt. Durch einen 
Deichbruch wurde die Stadt im Jahre 1879 fast vollständig vom 
Wasser vernichtet, ist aber seitdem wieder in moderner Weise aufgebaut. 
2. Die Theißebene ist das Gebiet der vielbesungenen Pußten 
d. h. derjenigen Teile der baumlosen Ebene, welche von Weide- 
flächen eingenommen werden. Hier nähren sich große Pferde-, Rinder-, 
Schaf- und Schweineherden von dem mageren, bräunlichen Gras der 
Ebene. Im Frühling ein grüner Teppich, wird die Pußta vou An- 
fang Juli ab, wo die regenlose Zeit beginnt, bald in eine sonnen- 
verbrannte, staubige Ebene verwandelt, der Boden wird hart wie 
Stein und es tritt die Erscheinuug der Luftspiegelung auf, welche 
den Menschen Bilder von Seen, Wäldern uud Städten vorgaukelt. 
Ein strenger Winter (binnenländisches Klima) sncht die Ebene mit 
eisigen Schneestürmen heim oder verwandelt sie mit seinen Regen- 
güssen in tiefe Moräste. 
In den letzten Jahrzehnten ist aber der Weidebetrieb durch 
die fortschreitende westeuropäische Bodenkultur bedeutend eingeschränkt 
worden und der fruchtbare Schwemm- und (gegen Osten zu) Löß- 
boden liefert jetzt eine Fülle von Weizen und Mais. Fällt 
aber in den meist regenreichen Monaten Mai und Juni nicht ge- 
nügend Regen, dann tritt leicht eine völlige Mißernte ein. Die Dörfer 
liegen in der Regel sehr weit auseinander, sind aber sehr volkreich. 
Inmitten der nach ihr benannten Heide liegt das einst „als größtes
	        
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