Die Länder der Ungarischen Krone.
157
Dorf Europas" bekannte Debreczin (z), 92000 E., eine Stadt, die
allmählich ein großstädtisches Aussehen angenommen hat. Hier hat
sich die ungarische Sprache und Tracht am reinsten bewahrt. Die
Stadt hat große Jahrmärkte (Getreide, Vieh, Tabak). Wo die großen
östlichen Nebenflüsse die Ebene betreten, liegt an der Koros (sch)
Großwardein, 64000 E., an der Maros Arad, 63000 E.
3. Zwischen Theiß, Maros und Donau liegt der gesegnete Banat/
ein Gebiet von überschwenglicher Fruchtbarkeit, wo neben Mais und
schwerem Weizen auch Reis gedeiht und das Gebirge Edelmetalle,
Steinkohlen und Kupfer liefert. Der Hauptort ist Temesvar (schw)
72000 E., an der Haupteisenbahnlinie Ungarns.
c) Die Bewohner Ungarns.
Ungarn war unter dem Namen Pannonien ein Teil des
römischen Reiches. Nach den Hunnen und Awaren zog gegen 900
das nomadische Reitervolk der Magyaren (dj) in dem ungarischen
Weideland ein und machte von da aus Raubzüge in das innere
Deutschland. Nach wiederholten Niederlagen wurden sie seßhaft und
nahmen um 1000 das Christentum an. Sie wohnen namentlich in
der Ebene, am meisten an der Theiß. Ungarn kam im Jahre 1526
an die Habsburger durch Erbschaft, aber noch 1V2 Jahrhunderte lang
mußten diese mit den Türken um den Besitz ringen.
Die Magyaren bilden an Zahl nur etwa die Hälfte der Bevöl-
kerung, beherrschen aber durch Sprache und Sitte das ganze politische
und gesellschaftliche Leben. Außer diesen gibt es Slowaken (im NW.),
Deutsche^, Rumänen (im SO.) und Serben (im S.), ferner Zi-
geuner, meist wandernde Schmiede und Musikanten, Juden u. a.
Von den Bewohnern sind 3/s katholisch, 1jh protestantisch, die übrigen
1 Bau oder Banus (slaw. pan — Herr) ist der alte Amtstitel der Befehls-
haber östlicher Grenzmarken (Banate) des ungarischen Reiches mit sehr ausge-
dehnter Gewalt.
* Deutsche wurden als Kolonisten im 12. und 13. Jahrh. ins Land ge-
rufen, um im Ungarischen Erzgebirge und in Siebenbürgen städtisches Leben
und den Bergbau einzuführen. Außerdem finden sie sich noch dichter an der
niederösterreichischen Grenze, in der Gegend westlich von Ofen, im Mündungs-
lande der Drau, im Banat.