fullscreen: Außereuropäische Erdteile (Teil 5)

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zu, der aus „Tausend und eine Nacht" erzählt, und die Zuhörer wer- 
den nicht müde, den Erzähler zu immer neuen Geschichten anzuregen. 
Allmählich nahet Mitternacht. Mächtige Feuer lodern empor. Sie 
wehren dem Schakal, der heiser bellend das Lager umschleicht. Sonst 
herrscht tiefe Stille. Alles schläft. Wie eine Sonne der Nacht schwebt 
in herrlicher Klarheit die Mondscheibe majestätisch über deu Schläfern 
hin, mit ihrem kalten Schimmer geisterhast die unendlich scheinende, 
schweigende Wüste überflutend. Wenn aber im Osten das erste Rot 
den Himmel säumt, dann erhebt sich die Karawane mit neuer Kraft, 
um ihre Reise fortzusetzen. Und so geht es in endloser Eintönigkeit 
Tag für Tag, von Oase zu Oase, bis endlich nach monatelanger, be- 
schwerlicher Fahrt das ersehnte Ziel, das grüne Tal des Nigers mit 
dem volkreichen Timbuktu, erreicht ist. (Zeige!) 
Freilich verläuft nicht jede Wüstenfahrt so glücklich. Schon manche 
Karawane ist von dem entsetzlichen Glutwinde, dem Samum, überrascht 
worden und durch ihn zugrunde gegangen. Über diesen furchtbaren 
Feind der Wüsteuwanderer erzählt ein Reisender: 
„Schon mehrere Tage vorher ahnt und weissagt der Wüstensohn 
diesen Wind von tödlicher Wirkung, denn die Temperatur der Luft 
wird schwül und abspannend, der Horizont mit einem leichten, rötlich 
oder blau erscheinenden Dust überhaucht, da bereits der Wüstensand in 
der Luft kreist,- aber noch bemerkt man keinen Windhauch. Die Tiere 
werden unruhig und ängstlich, wollen nicht in gewohnter Weise gehen, 
sondern drängen sich aus dem Zuge heraus, ermatten in kurzer Zeit, 
stürzen mit der Ladung und können nicht oder nur mit Mühe wieder 
aufstehen. Während der Nacht vor dem Sturme nimmt die Schwüle 
unverhältnismäßig zu,- Schweiß dringt aus allen Poren, und die 
Karawane eilt, soweit die Kräfte reichen. Des Abends verschwinden 
die Sterne unter dickem, trockenem und undurchsichtigem Nebel, welcher 
die Ebene deckt. Dieser verbirgt am Morgen die Sonne, und die stark- 
gerötete Luft nimmt bald eine düstere Färbung an: 
Bleifarben wird die Luft uud schwer, so sieht 
das Antlitz eines Menschen, welcher stirbt. 
Das Auge durchdringt den Dunstschleier kaum über 25 m weit. End¬ 
lich erhebt sich ein leiser, glühender Wind aus Süden, welchem stärkere 
Stöße abgerissen und einzeln folgen, bis endlich der Orkan daherbraust, 
der Sand hoch aufwirbelt uud dicke Wolken die Luft verdunkeln. Die 
Karawane muß lagern. Den Hals platt auf deu Boden gestreckt, 
schnaubend und stöhnend, lagern sich die Kamele nieder, und man hört 
deutlich die unruhigen, regellosen Atemziige der geängstigten Tiere. 
Geschäftig bauen die Treiber alle Wasserschläuckie auf einen Hänfen an 
der Seite der Kamele auf, welche gegen den Wind schützen, um die 
Einwirkung der ausgetrockneten Luft zu verringern, sie selbst aber hüllen 
sich in die dichtesten Kleider und suchen hinter Kisten und Warenballen 
Schutz. Die Karawane liegt totenstill. In den Lüften rast der Orkan.
	        
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