Full text: Geographie von Mitteleuropa

Das Norddeutsche Tiefland. 
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land auf die Schichten primären und sekundären Alters. Man traf 
bei zahlreichen Bohrungen namentlich auf das Gipsgebirge (Zechstein) 
und auf Steinsalzlager, weiter auf Trias-, Jura- und Kreideschichten. 
An einigen Stellen ist die Bewegung des Grundgebirges so lebhaft, 
daß es die Schwemmland-Decke durchbricht und als felsiger Berg 
zutage tritt (in Mecklenburg, Holstein, Rügen, Helgoland). Die Di- 
luvialdecke scheint sich der Oberflächenform, wie sie die Störungen in 
der Tertiärzeit geschaffen haben, in großen Zügen anzuschmiegen. Die 
Unebenheiten aber sind durch den Moränenschutt ausgeglichen worden. 
Neue Unebenheiten an der Oberfläche sind bei weiterer Umgestaltung 
des Bodens durch die Gewässer geschaffen worden. 
3. Über den Ursprung der Schwemmland-Decke klären die vielen 
in ihr eingebetteten Felsblöcke und Steine auf. Es sind rötliche 
Felsblöcke aus skandinavischem Gneis oder Granit, welche man Find- 
linge oder erratische Blöcke nennt. Ähnlich ist auch die Süd- 
deutsche Hochebene mit zahlreichen Findlingen bedeckt, welche durch 
die Alpengletscher einst dorthin gebracht wurden. Es liegt also der 
Schluß nahe, daß am Ende der Tertiärzeit, wo in Skandinavien 
und dem übrigen nördlichen Europa durch Sinken der Temperatur 
eine gewaltige Vergletscherung eintrat, ungeheure Erdmassen, söge- 
nannte Moränen, durch die Gletscher nach Norddeutschland geschoben 
und getragen worden sind. Nach Süden zu wird ihre Schicht im all- 
gemeinen immer dünner. 
4. Die Fruchtbarkeit der norddeutschen Tiefebene ist im 
ganzen nur mäßig. Der Lehm, den die Gletscher herschoben, ist an 
der Oberfläche durch die Einwirkung der Luft ausgelaugt worden, er 
ist deshalb zu arm an Kalk, während der tiefliegende Lehm (der 
Mergel und der blaue Ton) reichen Kalkgehalt hat. Er wird deshalb 
mit vieler Arbeit aus der Tiefe herausgeholt und auf den Äckern 
verwendet. Der größere Teil Norddeutschlands aber besteht aus 
Sandflächen. Die Gletscherwasser haben nämlich aus den lehmigen 
Moränenmassen den Sand ausgewaschen und ihn in ungeheuren 
Mengen über weite Strecken gespült. Die Sandflächen werden auch 
vielfach von Mooren unterbrochen. Außer den kalkhaltigen Lehm- 
böden sind an fruchtbaren Gebieten vorhanden die Marschen und 
mehrere Flußniederungen, in denen die Flüffe fruchtbaren Schlamm
	        
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