Das Zeitalter Philipps II. und Elisabeths.
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lagerte sich ein finsterer Despotismus und eine geisttödtende Priesterherrschaft über
die pyrenaisch e H alb in sel. Auch in Frankreich ließ es Heinrich II. nach dem
Abschluß des Friedens sein vornehmstes Geschäft sein, die Ketzerei auszurotten.
§.521. Portugal mit Spanien vereinigt. Unter JohannJoh. in.
III., dem Sohn Emanuels des Großen (§.419.), wurden die Ent-lo21‘°7,
deckungsreisen in Indien fortgesetzt und die Länderkunde und der portugie¬
sische Handel erweitert. Aber der schnell gewonnene Reichthum, mit dem die
Industrie nicht gleichen Schritt hielt, äußerte bald seine nachtheiligen Folgen;
denn während-sich die Schätze Indiens in wenigen Familien häuften, versank
die Masse der Nation in Trägheit und Armuth, und als nun noch die von
dem König begünstigten Jesuiten nebst der thätig wirkenden Inquisi¬
tion dem Volke geistige Fesseln anlegten und dadurch seine Kräfte lähmten,
ging Portugals Blüthe in wenigen Jahrzehnten spurlos zu Grabe. Die alten
Rechte und Freiheiten erlagen wie in Spanien der absoluten Königs¬
macht und der Hierarchie; das Volk wurde in Unmündigkeit gehalten
und verlor bald den Heldensinn, der es zu den frühem Großthaten begeistert.
Die von Johann eingeführte neue Gerichtsordnung und die Uebertra-
gung des Großmeisterthums der Ritterorden an die Krone
beförderten die königliche Allgewalt. — Während der Minderjährigkeit von^
Johanns Enkel Sebastian gewannen die Jesuiten hohen Einfluß auf biefsw-Vs!
Regierung und indem sie die Erziehung des jungen Königs gänzlich in ihre
Hände nahmen, suchten sie demselben eine ihre Herrschaft für immer sicher
stellende Richtung zu geben. Sie schilderten ihm Gehorsam gegen den Papst
und Kampf wider die Ungläubigen als die ersten Lugenden eines christlichen
Fürsten und prägten ihm die schwärmerische Gesinnung eines Kreuzfahrers
ein. Kaum war er daher den Jahren der Unmündigkeit entwachsen, so sann
er auf abenteuerliche Kreuzzüge und ergriff, als ihn ein vertriebener marok¬
kanischer Fürst um Hülfe gegen einen Verwandten anging, mit Begierde
die Gelegenheit, wider die ungläubigen Mauren zu ziehen und so zugleich sei¬
nen Bekehrungseifer und seine Eroberungslust zu befriedigen. An einem
glühendheißen Augusttage griff er mit Ungestüm das überlegene Heer der
Feinde in der Ebene von Alcassar in Africa an und erlitt eine furchtbare Nie- 137s-
Verlage; 12,000 christliche Streiter bedeckten das Schlachtfeld; unter den
Vermißten war auch König Sebastian, aber nirgends wurde sein Leichnam
entdeckt. Dies war für Portugal ein verhängnißvolles Ereigniß. Denn als
zwei Jahre später auch Johanns III. Bruder, der alte Kardinal Heinrich, 1573-80.
dem unerwartet die Krone zugefallen, ohne Leibeserben starb, machten drei
Prätendenten (darunter Philipp II., als Sohn der ältesten Schwester Jo¬
hanns III.) Ansprüche auf den portugiesischen Thron. Adel und Volk waren
aus Nationalhaß und nachbarlicher Eifersucht gegen eine Vereinigung mit
Spanien und begünstigten einen andern Bewerber, den Malteser-Prior An¬
tonio, der sich für einen rechtmäßigen Enkel Emanuels ausgab; aber