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unerschüttert. Bis zum Tage vor ihrem Tode arbeitete sie. „Ich kann
nicht schlafen,“ erwiderte sie den Ärzten, welche auf Kühe drangen,
„ich fühle, daß ich bald vor Gottes Richterstuhl erscheinen werde.“
Dreiundsechzig Jahre alt verschied die Kaiserin. „Sie ehrte den
Thron und ihr Geschlecht,“ sprach Friedrich der Große.
136. Von August Friedrich Christian Vilmar.
fruchtbarste unter allen Erzählern des 16. Jahrhunderts, der
^ volksmäßigste, launigste und lebendigste ist der Nürnberger
Schuster und Meistersänger Hans Sachs. Er entfaltete seine Eigen¬
tümlichkeit am vollständigsten und vorteilhaftesten in der Erzählung,
der ernsthaften und scherzhaften, von denen er jene unter dem Titel
„Histori und Geschieht", diese als „Fabeln und gute Schwenk" in
seinen Werken aufführt. Als Dichter, das Wort im höchsten Sinne
gefaßt, als schöpferisches, die poetische Welt gestaltendes oder um¬
gestaltendes, die Zeit beherrschendes Genie kann Hans Sachs aller¬
dings nicht gelten; wohl aber ist er ein ungemein glücklich begabtes
Talent, in der Auffassung des Gegebenen schnell und sicher, in der
Darstellung leicht und ungezwungen, dem Stoffe in der Behandlung
fast immer entschieden überlegen, milde und gemäßigt, dabei von
heiterer Laune und höchst ergötzlichem Humor. Am hervorstechendsten
zeigen sich diese guten Eigenschaften in seinen weltlichen Erzählungen
und sodann in seinen Dramen, welche nachher besonders erwähnt werden
müssen; weit weniger in seinen geistlichen Dichtungen, z. B. den in Er¬
zählungsform umgereimten Psalmen und sonstigen biblischen Stücken,
denen man das allzeit fertige Reimen, die oft handwerksmäßige und
mit dem Stoffe es wenig genau nehmende Fertigkeit allzusehr ansieht;
noch weniger in seinen Meistergesängen, in denen er sich von den
übrigen Meistersängern nicht besonders unterscheidet. Auch zeigt sich
in seinen Versen, daß die hergebrachte alte Form der kurzen Reim¬
paare durch ihn nicht wieder geadelt werden konnte, wenn dies über¬
haupt in der neuen Sprache möglich war; der Verfall der dichterischen
Technik tritt bei Hans Sachs bisweilen so auffallend hervor, daß
man recht wohl begreift, es konnte eine gänzliche Umgestaltung der
deutscheil Verskunst, wie sie nachher durch Opitz eingeführt wurde,
unmöglich ausbleiben. Demungeachtet bleibt seinen Erzählungen ihr
Verdienst ungeschmälert; alle künstlichen Produkte des folgenden 17.
und die ganze bezopfte Schar der Dichterlinge im Anfang des