Full text: Für Quarta und Untertertia (Abteilung 2, [Schülerband])

195 
Opfer geschreckt war. Aber Decimus Brutus, einer der Ver¬ 
schworenen, der zu seinen Vertrauten gehörte, wußte ihn zu über¬ 
reden, daß er nicht einen solchen Schein des Übermutes auf sich 
lade. Darauf ließ er sich in einer Sänfte hintragen, willens 
nichts Wichtiges vorzunehmen. Noch vor seiner Ankunft trat 
jemand zu dem Verschworenen Casca, ergriff seine Rechte und 
sprach: „Du hast zwar das Geheimnis vor uns verschwiegen; 
aber Brutus hat mir alles entdeckt." Casca war betroffen; doch 
jener fuhr lachend fort: „Woher bist du denn auf einmal so reich 
geworden, daß du nach der Wurde eines Ädilen strebst?" So 
nahe war Casca daran, durch eine Zweideutigkeit getäuscht, das 
Geheimnis zu verraten. Den Brutus selbst aber und Cassius be¬ 
grüßte ein Senator, Popilius Länas, viel freundlicher als sonst 
und sagte ihnen leise ins Ohr: „Ich wünsche von Herzen, daß 
ihr glücklich vollenden möget, was ihr im Sinne habet. Nur 
rate ich euch nicht zu zögern; denn die Sache ist kein Geheim¬ 
nis mehr." 
5. Endlich erschien Cäsar. Noch auf dem Wege war ihm eine 
Schrift übergeben worden, in der das Vorhaben der Verschworenen 
enthüllt war; er steckte sie ungelesen zu sich. Ein Wahrsager 
begegnete ihm, der ihn jüngst vor den Iden*) des März gewarnt 
hatte. Cäsar rief ihm zu: „Die Iden des Mürz sind da!" „Aber 
noch nicht vorüber!" antwortete ihm jener. Wie Cäsar aus der 
Sänfte trat, näherte sich ihm Popilius Länas und sprach geraume 
Zeit mit ihm, wobei Cäsar aufmerksam zuhörte. Die Verschworenen 
dachten nicht anders, als Popilius entdecke den Plan, und ließen 
schon den Mut sinken. Aber Brutus, der bemerkte, daß Popilius 
dringend um etwas bat, blieb ruhig und hob dadurch wieder ihr 
Vertrauen. Endlich küßte jener Cäsars Hand und ging weg. 
6. Nachdem der Senat in den Versammlungssaal getreten 
war, stellten sich die Verschworenen um Cäsars Sessel herum, als 
wollten sie ihm etwas vortragen. Trebonius zog Antonius, den 
Mitkonsnl und Vertrauten Cäsars, an der Tür beiseite und hielt 
ihn durch ein Gespräch zurück. Tullius Cimber trat vor, um von 
Cäsar für seinen verbannten Bruder Gnade zu erbitten; die anderen 
unterstützten seine Bitte, ergriffen Cäsars Hände und küßten ihm 
Brust und Haupt. Anfänglich wies er die Bitten zurück; als sie 
aber nicht nachließen, stand er erregt gegen sie auf. Da riß ihm 
Tullius mit beiden Händen den Mantel von der Schulter, und 
Casca, der gerade hinter ihm stand, versetzte ihm mit dem Dolch 
st die Iden: die Monatsmitte, im März, Mai, Juli, Oktober der 15., 
bei den übrigen Monaten der 13. Tag. 
13*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.