Full text: Heimatkunde (geographische Grundanschauungen), Das Königreich Sachsen (Teil 1)

58 Zweiter Teil, Das Königreich Sachsen. 
Masse in kleine Ziegelformen. Wenn diese IN lockeren Haufen hinreichend an der Luft 
ausgetrocknet sind, bilden sie ein Brennmaterial, das sich zwar mit 
Holz und Kohlen nicht vergleichen läßt, dafür aber billiger ist. Bei Reihen- 
Hain wird der getrocknete Torf in Maschinen zerrissen; die groben Fasern dienen 
als Torfstreu für Viehställe; das Klare wird als Torfmull auf Reitbahnen 
gestreut oder in Abortgruben geworfen. 
Der Wald. Vor Jahrhunderten war das Erzgebirge bis weit herab mit dichtem, 
psadlofen Urwald bedeckt. Dieser ist längst der Axt zum Opfer gefallen. 
Aber weil die oberen Teile des Gebirges für Feldbau zu rauh, weil der Boden 
zu steinig, die Abhänge zu steil sind, haben die Menschen aufs neue Wälder 
angepflanzt. Nicht mehr regellos stehen jetzt die Bäume durcheinander, sondern 
in geraden Reihen, geordneten Abständen, gleicher Höhe: der Wald ist zum „F o r st" 
geworden, ein Pflegekind des Försters. Meist finden wir Fichten, weil 
diese Frost, Schneedruck und Wildfraß am besten überstehen und in kurzer Zeit viel 
Holz liefern. Lange Bartflechten hängen an den Zweigen; auf dem 
nadelbedeckten Boden gedeiht nur wenig Unterholz; nur Heidelbeeren, Preißelbeeren, 
Pilze sind reichlich vorhanden. Am obersten Teile des Fichtelberges vermag selbst 
die Fichte kaum noch fortzukommen; man hat sie deshalb durch niedrige, auf dem 
Boden kriechende „Krummholzkiefern" ersetzt. 
An lichteren Stellen und an den Straßen finden wir die rotbeerige 
Eberesche („Vuglbeerbaam"). In tieferen Lagen gibt es vereinzelte Buchen- 
wälder. 
Wie das Moor vermag auch der Wald einen Teil des Regenwassers aufzuspeichern 
und allmählich an die Bäche abzugeben. Früher ging man mit dem Holze des Waldes 
sehr verschwenderisch um. Es war das wichtigste Brennmaterial, teils in 
natürlichem Zustand, teils in Meilern zu Holzkohle gebrannt. Durch An- 
ritzen der Bäume gewann man H a r z, das zu Pech und Ruß verarbeitet wurde. 
Heute sind Köhler, Pechfieder,^ „Rußbuttenmänner" nur noch seltene Gestalten im 
Erzgebirge. 
Feldbau. Der erzgebirgische Bauer hat schwere und oft undankbare Arbeit. 
Die Felder sind steinig, die Ackerkrume mager, der Sommer kurz. Unsere anspruchs- 
volleren Gewächse wollen nicht mehr gedeihen. Am besten kommt der Hafer 
und die Kartoffel fort. Zwar findet man selbst bei Oberwiesental noch 
Roggenfelder; aber die Körner werden so oft nicht reif, daß die Bauern 
anfangen, wieder Wald anzupflanzen. Früher waren die blauen Flachs- 
felder ein Hauptschmuck des Erzgebirges; aber der Anbau ist mit viel Arbeit 
verbunden, und so findet man heute nur noch wenige Gegenden mit nennens- 
wertem Flachsbau. Die große Feuchtigkeit ist besonders günstig für den Graswuchs; 
deshalb wird ein großer Teil des oberen Erzgebirges von Wiesen eingenommen. 
Die Bauern halten sich Küh^ und können von ihrem würzigen Gebirgsheu auch 
noch an das Tiefland abgebe^ 
Bergbau. Das Erzgebirge wäre vielleicht noch lange ein menschenleeres Wald- 
gebiet geblieben, wenn nicht der Felsboden unerwartete Schätze dargeboten hätte. 
Der sächsische Markgras Otto gründete im Jahre 1162 an der Mulde bei N o s s e n
	        
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